Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Der Babelfisch ist eine nützliche Spezies aus „Per Anhalter durch die Galaxis“. Wird er dank KI möglicherweise Wirklichkeit?

The Final Frontier

Fangen wir mal ganz ohne KI an und springen weit zurück in die Vergangenheit, um uns mit der Zukunft zu beschäftigen. Die Serie Star Trek beginnt in der englischen Originalfassung mit den Worten „Space: the final frontier“. Wer sich etwas auskennt in der US-amerikanischen Geschichte, erkennt darin den Bezug zur sogenannten Pionierzeit auf dem nordamerikanischen Kontinent. Siedler zogen mit den Trecks immer weiter ins Land und verschoben die Grenze dabei. Diese „Besiedlung“ geschah allerdings nicht auf einem menschenleeren Kontinent, sondern führte zur fast vollständig Ausrottung der indianischen Bevölkerung.

Jedenfalls, in der deutschen Übersetzung beginnt die Serie mit „Der Weltraum. Unendliche Weiten“. Klingt harmlos, geht aber völlig an dem Vorbei, was im Englischen zum Ausdruck gebracht wird. Anderes Beispiel. Bei Übersetzungen geht mitunter etwas viel Feineres verloren. In der deutschen Version der Sesame Street (dt. Sesamstraße) gibt es einen Graf Zahl. Der hat eine Vorliebe für Zahlen und spitze Eckzähne. Im Original heißt er Count Number. Dabei kann je nach Kontext count „Graf“ oder „zählen“ bedeuten.

Als meine Frau und ich Ende der 1990er Jahre mit Magic the Gathering anfingen, landeten wir schnell bei den englischen Karten — die Texte waren einfach präziser.

Lange Vorrede, aber notwendig um an ein paar Beispielen zu zeigen, wie komplex das Thema Übersetzungen ist. Und wie schwer es ein Babelfisch haben wird.

Kriegsauslöser Babelfisch?

Falsch verstanden Worte konnte (und könne vermutlich immer noch) Kriege auslösen. Insofern hätte ein Babelfisch (ob auf KI-Basis oder nicht) eine ziemliche Verantwortung. Springen wir in die Gegenwart und bleiben beim Thema Science Fiction. Nach wie vor spielen meine Frau und ich die Kampagne von „ISS Vanguard“. Am Sonntag stießen wir auf ein ziemliches Problem im deutschen Logbuch bei Protokoll 397:

Markiere das Kästchen in Protokoll 259. Wenn es nicht markiert ist, lies
Protokoll 428. Wenn es markiert ist, lies Protokoll 433.

Folgt man dem Text wörtlich, ist das Kästchen zu Protokoll 259 immer markiert, schließlich wird man ja im ersten Satz aufgefordert, es zu markieren.

An gleicher Stelle steht in der englischen Version etwas ganz anderes:

Check the box on top of Log 259. If it’s not marked, go to Log 428. If it is marked,
go to Log 433.

Tja, mit „check“ kann sowohl markieren als auch prüfen gemeint sein. Lässt man den englischen Text automatisiert übersetzen, kommt möglicherweise was Falsches heraus. Wobei das auch ganze ohne KI am Übersetzer liegen kann.

Bei uns war ließ sich das Problem nach einigen Minuten lösen, wir ahnten bereits, dass ein Übersetzungsfehler vorliegen musste und besorgten uns das englische Logbook. Dank Internet geht so was ja meist recht flott. Wie hätte ein Babelfisch reagiert? Und wie reagiert, wenn man einen Babelfisch im Ohr hat?

Kritisches Hinterfragen, eine gesunde Vorsicht ist wohl nie verkehrt. Je weiter sich der Einsatz von KI verbreitet, desto wichtiger wird es.

In dem Zusammenhang fallen mir die Unfälle, wo das Navigationsgerät im Auto einen Fähranleger mit einer Brücke verwechselte und der Fahrer mit seinem Auto im Wasser landete. In einigen Fällen war das sogar tödlich.

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