Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Mit einer falschen Auffassung wird Schule zu einem Ort der Schreckensherrschaft. Lernen und Lehren braucht Freiraum statt Kontrolle.

Es braucht eine Revolution

Laut Wikipedia wird als Schreckensherrschaft die Phase der Französischen Revolution von Anfang Juni 1793 bis Ende Juli 1794 bezeichnet. Ein Verdacht, ein falsches Wort oder eine Verleugnung reichten aus, um mit dem Kopf unter der Guillotine. Jeder war ein möglicher Gegner der Revolution, die ihre Kinder fraß. Kinder und Schreckensherrschaft, damit sind wir dann schon beim Thema. Nein, es geht nicht darum, wie sich Eltern von ihrem Nachwuchs terrorisieren lassen. Sondern um die Kinder, die in Formen gepresst werden.

Nach wie vor bin ich der Meinung, dass unser deutsches Bildungssystem eine Revolution benötigt. Insbesondere das Schulsystem ist im Kern dysfunktional. Seit Jahrzehnten gibt es einen Reformstau. Die Ursache dafür liegt aber nicht allein in der Politik. Die Blockade hat viele Mütter und Väter.

Denke ich an Schule, fällt mir auch immer der Songtext „Another Brick in the Wall“ von Pink Floyd ein:

We don′t need no education
We don’t need no thought control
No dark sarcasm in the classroom
Teacher, leave them kids alone

Im Übrigen ist Pink Floyd mehr der Mitbegründer Roger Waters, der in jüngster Zeit durch seine antifeministischen Äußerungen (Markern alter weißer Männer?) und Auftritte in einer Kostümierung, die stark an die SS-Uniform erinnert, auffiel.

Pädagogik & Schreckensherrschaft

Was ich in den letzten Tagen aus zweiter und dritter Hand mitbekommen habe, verstärkt bei mir den Eindruck, dass moderne Pädagogik vornehmlich im Schulsystem in Niedersachsen noch nicht angekommen ist. Für Schreckensherrschaft braucht es keine Jakobiner, keine Guillotine. Im gestern verhaftete Lehrerinnen und Lehrer reichen aus in Kombination mit Klausuren in jedem Fach — auch in Kunst und Religion.

Statt etwa im Geiste Janusz Korczak Respekt vor der Würde und den Rechten der Schülerinnen und Schüler zu haben, geht es um Leistungsdruck. Wer sich nicht anpasst, geht unter. Das gilt sowohl für die Schülerinnen und Schüler als auch die Lehrkräfte. Wo kämen wir denn dahin, wenn Schülerinnen und Schüler eine Lehrkraft lieben, weil diese sie mit Respekt behandelt?

Wer Engagement erstickt, brauch sich auch am Ende nicht über die Zustände in der Gesellschaft zu wundern. Wer nur nach Zahlen geht, verrechnet sich an der entscheidenden Stelle. Mit dem Begriff der Pädagogik ist das Führen und Anleiten gemeint, nicht das Verformen.

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