Eine ganze Reihe von Menschen löst den Zauberwürfel nur mit der Löffel-Methode. Einer davon bin ich.
Allem Anfang wohnt ein Würfel inne
In der Süddeutschen Zeitung am Wochenende gibt es einen langen Artikel zum Zauberwürfel. So wurde er jedenfalls bei uns in der Schule damals genannt, die offizielle Produktbezeichnung lautet allerdings Rubik’s Cube . Laut Süddeutscher Zeitung erfand ihn vor genau 50 Jahren der ungarische Designer Ernő Rubik. Anfang der 1980er Jahre konnte man ihn nach Lizenzierung des Würfels an eine kapitalistische Firma im Westen in Deutschland kaufen.
Auf den Würfel traf ich im letzten Jahr meiner Grundschulzeit. Wie schon einleitend erwähnt, habe ich den Würfel nie auf normale Art und Weise gelöst bekommen. Die Löffel-Methode bestand darin, den Würfel zu verkanten und dann mit einem Löffel oder von Hand die einzelnen Teile aus dem Würfel zu lösen, bis nur noch das Skelett des Würfels mit den Fixpunkten überblieb. Anschließend ließen sich die Einzelteile wieder so zusammensetzen, dass alle sechs Farbflächen vollständig waren.
Man konnte auch die Aufkleber abziehen und neu positionieren, aber das sah man dann dem Würfel an — mein Würfel hier auf dem Schreibtisch hat Aufkleber, aber ich bin mir nicht sicher, ob er überhaupt ein Original Zauberwürfel ist oder nur eine Kopie. Ziemlich sicher bin ich mir jedoch, dass es nicht der Würfel ist, welchen ich damals in der Grundschule besaß. Der ist verloren gegangen, sodass ich mir vor einigen Jahren einen neuen kaufte.
Was der Zauberwürfel mit Bildungsgrechtigkeit zu tun hat
Wie bereits erwähnt, gelöst habe ich den Zauberwürfel nie, auch nicht mit einen Buch zum Rubik’s Cube, welche ich damals auf einem Flohmarkt in Voerde um die Osterzeit herum kaufte.
In meiner Grundschulklasse gab es nur eine Mitschülerin, die den Würfel lösen konnte. Ziemlich gut sogar. Ich kann mich noch an die Rückfahrt von einer Klassenfahrt erinnern, als sie ganz hinten im Bus saß und die Zauberwürfel der Mitschüler löste.
Leider saß sie auch ansonsten ganz hinten im Bus, beziehungsweise gehörte nicht zu den besten in der Klasse, im Gegenteil. Dazu kam sie noch aus einer einkommensschwachen Familie. Damals (bedeutet das nach dem Ende der vierten Klasse nur eins: Hauptschule. So kam es dann auch. Möglicherweise wären ihre Chancen heute anders gewesen.
Wir anderen, die den Würfel nicht gelöst bekamen, landet wie ich auf der Realschule oder sogar auf dem Gymnasium. Gerecht war das nicht. Allerdings war Bildungsgerechtigkeit damals mehr eine Idee als Tatsache.