Das Hochwasser in Süddeutschland sollte Anlass zur Neubewertung des Klimawandels geben. Bei vielen stößt das Thema noch immer auf taube Ohren.
Unterschätze Fluten
Die Gefährlichkeit von Wasser wird gerne unterschätzt. Sei es in der Freizeit, wenn man sich in einer Bundeswasserstraße abkühlen möchte und durch die Unterströmung umkommt oder aber wenn Fluten das Wohnzimmer zu Hause zerstören. Aktuell hat Süddeutschland ein heftiges Hochwasser erwischt. Flüsse wie Donau, Isar und andere treten über die Ufer. Während Politiker anreisen und den Hochwasseropfern Hoffnung machen, in dem sie schnelle Hilfe versprechen, warten nicht wenige Menschen im Ahrtal immer noch darauf — fast drei Jahre nach dem Jahrhundert-Hochwasser.
An dieser Stelle kann man es sich sehr einfach machen und den Standpunkt vertreten, Hochwasser habe es immer schon gegeben. Das ist insbesondere dann attraktiv, wenn man wie CDU und CSU gerade eine Kampagne „Nein zum Verbrennerverbot“ laufen hat. Noch ist es bequem, den Klimawandel als Fiktion abzutun. Böswillig ließe hier sagen, das Wasser steht halt noch nicht hoch genug. Allerdings gibt es den betroffenen Gebieten durchaus Menschen, die totz akuter Not die Ursachen woanders suchen.
Ein solches Verhalten ist jedoch nicht spezifisch bayrisch, so viel habe ich in vier Jahren Ostfriesland gelernt. Immer wenn Verzicht und persönliche Einschränkungen ins Spiel kommen, um etwas zu ändern, geht man lieber den bequemeren Weg. Das schließt dann die Suche nach der Schuld bei anderen ein.
Dauerzustand Hochwasser
Wir sind vermutlich noch weit entfernt von Hochwasser als Dauerzustand. Dennoch lässt sich der Klimawandel nicht dadurch verhindern, dass man eine andere Meinung zu seiner Existenz und zu seinen Ursachen hat. Ganz persönlich gesprochen, bin ich vom Klimawandel überzeugt. Aber ebenso muss ich persönlich eingestehen, dass es eine hochkomplexe und mitunter recht schwer verständliche Thematik ist. Vom Golfstrom werden viele vermutlich schon gehört haben aber wie schaut es mit der Alantic Meridional Overturning Circulation oder kurz AMOC aus?
Alle reden vorm Wetter, aber nur wenige kennen sich wirklich mit den Zusammenhängen und den Hintergründen aus. Wenn man nicht selber vor Ort in Grönland das Wegbrechen der Gletscher erlebt, ist das in seiner Dramatik schwer zu begreifen. Noch schwerer wird es, die Folgen von zunehmenden Süßwasser (durch die schmelzenden Gletscher) an dieser Stelle zu verstehen. Wichtige Strömung werden durch das Kippen der Zusammensetzung langsamer, kommen schließlich zum Erliegen.
Gerade weil es bei den Ursachen für das Hochwasser in Süddeutschland keine einfache Antwort gibt, erfreut sich mal wieder der Populismus höherer Beliebtheit.