Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Gut 33 Jahre nach der deutschen Einheit ist vieles anders geworden. Mit Einheitskater blickt man besorgt gegen Osten.

### Rückblick nach 33 Jahren
Heute vor 33 Jahren wachte ich auf und befand mich in einem anderen Land. Aus zwei deutschen Staat war einer geworden. Die Nacht zuvor war hart, ich hatte an diesem Morgen eine Art Einheitskater. Deutlich zu viel getrunken, mit der erklärten Absicht, zu vergessen. Nicht nur ich, sondern auch mein Freundeskreis war überzeugt davon, dass diese Art der Einheit ein Fehler sein würde.

Statt eines Zusammenschlusses befürworteten wir eine langsame Annäherung. Die DDR sollte dabei erstmal weiter bestehen. Wir fürchteten einen Ausverkauf der DDR, eine feindliche Übernahme. Wessis, die im Osten wie eine Kolonialmacht auftreten würden.

Solle ich mich jetzt, 33 Jahre nach meinem Einheitskater, auf die Reste der ehemaligen Mauer stellen und rufen, ich hätte recht gehabt? Wohl kaum. Wäre unsere damalige Vorstellung tatsächlich der Weg gewesen, den die DDR eingeschlagen hätte, würden wir zwar heute in einem anderen Land leben. Wohl kaum aber in einem besseren, wie ich vermute. Die Unterschiede zwischen den beiden deutschen Staaten hätte zum Ausbluten der DDR geführt. Ohne Beschränkungen wären die Bürger:innen ausgewandert in den westdeutschen Staat — durchaus nachvollziehbar.

Vermutlich gab es 1990 nie eine andere, wirklich bessere Option als die damals beschlossen Einheit.
### Wessi mit Einheitskater
Diese Einsicht tröstet allerdings nicht über den Einheitskater, der immer noch nach halt. Mehr denn je sogar, denn gefühlt ist es schlimmer gekommen als befürchtet. Die Frustration im Osten scheint hoch zu sein. Die AfD feiert dort einen Wahlerfolg nach dem anderen. Die rechte Szene hat sich in einigen Landstrichen dauerhaft eingerichtet. Der Osten, ein Sammelbecken für Querdenker, Nazis und Reichsbürger?

Das wäre eine einfache Erklärung. Die Wirklichkeit ist jedoch mit Sicherheit komplexer. Sicher ist, dass es nach 33 Jahren immer noch spürbare Unterschiede gibt zwischen Ost und West in Bezug auf die Lebensverhältnisse. Dazu kommt eine ganze Menge Frust von Menschen, die sich abgehängt und übervorteilt fühlen.

Wohl auch im Osten gibt es einen Einheitskater bei Menschen, die sich das alles irgendwie anders vorgestellt haben. Die merkten mussten, dass der Westen nicht das erhoffte Paradies ist.

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