Von allen guten und bösen Geistern verlassen

ach mehr als 30 Jahren scheint ein eigenes Brettspiel zum Greifen nah. Zumindest fühlt sich der Prototyp ziemlich rund an.

Wikinger siedeln nicht

Manchmal fallen einem gute Ideen wirklich im Schlaf ein. Aber der Reihe nach. Seit Anfang der 1990er Jahre gibt es bei mir immer mal wieder eine Phase, in der ich mir vorstelle, ich könnte ein eigenes Brettspiel entwickeln. Der erste Versuch damals drehte sich um Wikinger, die eine aus Hexafeldern zusammengesetzten Landschaft besiedelten wollten. Richtig fertig wurde das Spiel nie und mit dem Erscheinen von Catan erledigte sich die Idee dann mehr oder weniger von selber.

Im Studium bastelte ich an ein paar Lernspielen für die Grundschulen, dazu noch an einem abstrakten Spiel für zwei Personen. Auch hier landete alles am Ende in der Schublade. Viele Jahre später in Köln nahm ich noch mal einen Anlauf und brachte es recht weit hinsichtlich der Ausarbeitung. Es gab sogar zwei zusätzliche Testspieler (neben meiner Frau und mir). Durch den Umzug nach Emden erledigt sich das Spiel allerdings ebenso wie der Kontakt zu den beiden Testspielern.

Der Schatten der Pandemie legte sich in den folgenden Monaten über sämtliche Spielevents und die Möglichkeit, in der neuen Heimat neue Kontakte zu knüpfen. Zurückgeworfen auf die eigene Sammlung, spielten wir uns meistens zu zweit durch die Monate.

Ein neues Brettspiel entsteht

Spielt man immer wieder ähnliche Spiel und nur das, was man selber mag, dann schaut man nie über den Tellerrand. Auf diese Weise fehlen dann neue Impulse. Als Brettspieler kann man sich in so einer Nische bequem einrichten. Hat man aber den Wunsch, selber ein Brettspiel zu entwickeln, kommt man so nicht voran.

Da mir das klar war, begrub ich im vergangenen Jahr sämtlich Ambitionen, jemals ein Brettspiel selber zu entwickeln. Man sollte aber nie nie sagen, denn manchmal kommt es wirklich anders, als man denkt. Inspiriert durch die viele neue Spiele, die ich im Rahmen der Vorbereitung für „Stadt-Land-Spielt!“ kennenlernen durfte, hatte ich eine Idee. Sie entstand tatsächlich zwischen Schlaf und Halbschlaf in einer Nacht und hielt sich bis zum nächsten Morgen.

Zwar änderte ich das ursprüngliche Thema rund um Kronkorken schnell um, aber Kern blieb und erwies sich in den ersten Testspielen als robust. Bei Stadt-Land-Spielt! in Emden konnte ich dann das Spiel auch mit einer Reihe unterschiedlicher Menschen testen. Es kam neue Ideen dazu, ebenfalls wie bei einem Testspiel am vergangenen Wochenende.

Mittlerweile fühlt es sich fast fertig an. Am Donnerstag in der FaBi in Emden wird sich hoffentlich eine weitere Gelegenheit zum Testen ergeben.

Vorteil 3D-Drucker

Den ersten Prototypen bastelte ich mit Münzkapseln und bedrucktem Papier — das rund zurechtzuschneiden, ist echt anstrengend gewesen. Normalerweise wäre ich auch dabei geblieben, aber durch die Idee am vergangenen Wochenende erwies sich der Beutel als Umverpackung als zu klein. Einen größeren hätte ich zwar bestellen können, aber entsprechend mehr abnehmen oder Versandkosten bezahlen müssen.

Daher entwarf ich am vergangenen Sonntag eine Schachtel, die ich mit dem 3D-Drucker ausdrucken konnte. Wenn man dann aber einmal dabei ist, kann man auch weiter machen. Stück für Stück wird jetzt das gesamte Spielmaterial mit dem Drucker gedruckt. Das fühlt sich ein Stück weit fertiger an als vorher.

Die für mich spannende Frage ist, wohin diese Reise weiter gehen wird. Aktuell bin ich schon zufrieden damit, dass Menschen es gerne spielen. Im Übrigen ist mir aufgefallen, dass ich ganz nebenbei auch einen pädagogischen Faktor im Spiel habe — absolut unbeabsichtigt.

2 Kommentare

  1. Danke für Deine interessanten Einblicke. Ich selber hatte mich eigentlich nie mit Spieleentwicklung beschäftigt. Doch heute, ich weiß auch nicht wieso, hatte ich plötzlich den Gedanken, ein Spiel zu entwickeln, jedoch noch nichts konkretes.

    Deshalb bin ich neugierig, was für ein Spiel Du gerade entwickelst und wie es weitergeht.

    Viele Grüße
    Sybille Martensen

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