Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Manchmal sorgt das Material bei einem Brettspiel für den falschen Ersteindruck. So ist auch Yak mehr als nur ein einfaches Kinderspiel.

Eingefahren ist nicht nur die Ernte

Es gibt bei Brettspielen, wie vermutlich auch bei vielen anderen Bereichen, ein mögliches Risiko. Eines, welches sich über Jahre unbemerkt einschleicht. Wobei es auch Betroffene gibt, die regelrecht stolz darauf sind. Man entwickelt Präferenzen und Gewohnheiten, was zu einer Beschränkung führt. Persönlich finde ich es schade, wenn man nur noch kompetitive Spiele oder solche mit einem Verätermechanismus spielen will. Selber bin ich gerne offen für Neues. Wobei sich bei mir sehr deutlich herauskristallisiert, dass ich auf gar keinen Fall mehr Spiele mit Verätermechanismus oder aus dem Genre Social-Deduction spielen werden.

Dafür lieber andere Spiele, gerne auch mal Kinderspiele. Bei Mitvorbereitung für Stadt-Land-Spielt! habe ich bereits eine ganze Reihe Neues kennenlernen dürfen, was so nie auf meinem Schirm war. Entdeckt habe ich auch dabei wieder, wie viel Spaß spiele machen, wenn man nicht alles bierernst nimmt. Für mich steht Spaß absolut im Vordergrund. Geselligkeit gehört dazu, gerne auch gutes Essen und ein Wein — um das mal gesagt zu haben und an Kölner Zeiten zu erinnern. Aber ich schweife ab, denn eigentlich wollte ich etwas zum Spiel Yak schreiben, welches ich vor zwei Tagen gespielt habe.

Der optische Reiz von Yak

Bei BGG hat Yak eine Wertung von lediglich 6.5. Tom Vasel, dessen Rezensionen ich überwiegend schätze, gibt dem Spiel keine gute Note. Woran liegt das? Nach dem Spielen am Dienstag waren wir uns noch nicht sicher, ob wir es bei Stadt-Land-Spielt! dabei haben würden. Mir persönlich hat Yak im Übrigen gut gefallen, aber das nur am Rande.

Kommen wir erst mal zum offensichtlichen, der Tischpräsenz des Spiels. Es sieht umwerfend aus, die Yaks mit ihren Karren haben eine enorme Anziehungskraft und die Holzteile eine ansprechende Haptik. Das Thema des Spiels ist schnell erzählt. In den Bergen des Himalaya suchen Händler Dörfer auf, verirren sich aber häufig im Nebel. Aus diesem Grund wollen die Spieler:innen Monumente zur Orientierung errichten. Für das eigene Monument gibt es am Spielende Punkte für möglich große gleichfarbige Gruppen aus Steinen.

Um ans Baumaterial zu kommen, muss man vorher Lebensmittel gegen Steine tauschen. Aber nicht jeder der Händler nimmt alles. Zudem bewegen sich die Karren nach jeder Runde, bei Nebel ändert sich vorher die Richtung, in welche die Händler zum nächsten Dorf weiterziehen.

Passiert nicht viel?

Tom Vasel meint, bei Yak würde eigentlich nicht viel passieren. Ein Kinderspiel, auch die Altersempfehlung ab 8 Jahren auf der Schachtel scheint in die Richtung zu deuten. Meiner Meinung nach steckt in dem Spiel aber mehr Tiefe, als es die optische Aufmachung vermuten lässt. Auch wenn jeder zum Beginn einer Runde seine Aktion verdeckt auswählt, kann man ziemlich gut abschätzen, was die Mitspieler:innen wohl machen werden — nicht nur für die aktuelle Runde.

Theoretisch kann man die Steine zum Bauen mit jeder Kombination an Lebensmitteln zahlen. Praktisch nimmt aber nicht jeder Händler alles. So plant man, wann welcher Händler vor einem stehen wird und was man zum Kaufen benötigt. Der Nebel kann einem einen Strich durch die Rechnung machen, genauso wie Mitspieler, die einem vorher Steine vor der Nase wegkaufen.

Meiner Meinung nach ist Yak auf jeden Fall herrlich kurzweilig — man sollte sich von der Optik aber weder ansprechen noch abschrecken lassen, sondern auf jeden Fall ein Testspiel wagen.

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