Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Mit der Zeit verblassen die Erinnerungen und unser Damals wird zu einem idealisierten Ort in der Vergangenheit.

Zurückgedrehte Zeit

Damals, im Sommer — so könnte ein Roman anfangen. Was das angeht, habe ich allerdings inzwischen jegliche Ambitionen eingestellt. Mein Herz schlägt für die Fotografie, ich erwähnt es an der einen oder anderen Stelle hier im Blog. Was mich rückblickend, sehr weit rückblickend, etwas wurmt, ist das erst späte entdecken meiner Leidenschaft für Bilder.

Oft stellt man sich gerade mit zunehmenden Alter vor, was man damals anders gemacht hätte, wenn man bestimmte Dinge früher gewusst hätte. Der berühmte Satz mit der Fahrradkette schließt sich wohl daran an. Man kann das Leben nicht zurückspulen, um andere Wege einzuschlagen, die wohl möglich letztendlich in anderen Sackgassen landen. Es ist, wie es ist. Oder anders gesagt, man sollte das Beste aus dem hier und jetzt machen.

Ja, fotografisch wäre ich schon weiter, wenn ich viel früher mit dem fotografieren angefangen hätte beziehungsweise noch genauer, das Thema nicht irgendwann bei mir für lange Zeit eingeschlafen wäre. Oft lasse ich mich halt von anderen Sachen ablenken, etwas, was damals wie heute noch gilt.

Da ich aber mittlerweile digitale Fotografie seit über 20 Jahren betreibe (anfangs weniger intensiv), kann ich zumindest in Bilder die Zeit zurückdrehen und einen neuen, anderen Blick auf früher Fotos werfen. Was mir wichtig, was habe ich gesehen, vor allem, was würde ich heute anders fotografieren?

Fotos von damals

Anfang Juni stellt man sich häufiger auch die Frage, wie das Wetter damals war. Ob man sich schon auf die Sommerferien freute. Versucht, sich den Geruch von Eis, Sonnencreme und Freibad vorzustellen. Ein gedanklicher Ausflug in die eigene Vergangenheit. Plötzlich stolpert man dann bei einer Fototour in der Krummhörn über einen Röhrenfernseher von Blaupunkt, der vor einem aufgebenden Fotogeschäft mit verblasster Kodak-Werbung steht. Licht und Stimmung passen, man nimmt diese eine, nur diese eine Foto vom Fernseher auf.

Zu Hause schaut man sich dieses Foto an, es wirkt wie eine Zeitreise. Dann sieht man, dass Damals eigentlich noch heute greifbar ist. An den Spuren, welche die Vergangenheit zurückgelassen hat. Stück für Stück reif dann eine Idee. Eine Bildserie zu machen, die genau das aufgreift. Verblasste Erinnerungen über eine bestimmte Farbstimmung in Bildern eingefangen. Damals, im Sommer. Kling für mich nach einem spannenden Fotoprojekt, welches gleichzeitig auch eine Reise zurück sein könnte, ohne weit zu reisen.

Was würde man anders machen — mit digitalen Fotos, gerade mit digitalen Negativen, lässt sich das immer wieder durchspielen.

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