Der goldene Schnitt sorgt bei Berücksichtigung in einem Foto für Harmonie. Ober man verzichtet ganz bewusst auf ihn.
Wir Kinder mit Kamera
Gemütlich setzt man sich aufs Sofa an einem Sonntagmorgen nach dem Frühstück. Einen großen Becher Ostfriesentee in der einen Hand, in der anderen ein Buch über Fotografie. Von draußen durch die geöffneten Fenster dringt frische Luft herein uns lässt einen erahnen, wie wohl der Mai früher gewesen ist. Es könnte jetzt richtig Frühling sein, aber außer den Bäumen und den Gesichtern nach verdorbenen Fisch wird sich hier nichts grün färben.
Nach wie vor für meinen Geschmack viel zu langsam mache ich Fortschritte. Immer einen Schritt vor und zwei Schritte zurück. Besser werden beim Fotografieren ist anders als beim Schreiben. In erster Linie will ich es für mich. Bessere Fotos machen, an denen ich mich erfreuen kann. Vergangene Woche konnte ich bei dm mein erstes Fotobuch abholen. Auch wenn es mir im Großen und Ganzen gefällt, sind die Fotos von ihrer Wirkung doch etwas zu dunkel. Wieder etwas gelernt fürs nächste Mal, denn dass ich noch ein Fotobuch machen lasse, steht außer Frage. Dabei sind die Fotobücher in erster Linie für mich selber.
Zurück aber aufs Sofa. Erneut bin ich über Goldene Schnitt gestoßen, an einer intensiven Auseinandersetzung werde ich wohl nicht vorbeikommen. Erst, wenn man Regeln kennt, kann man sie bewusst brechen.
Fotografie und Goldene Schnitt
Beim ersten Entwurf für die Überschrift des heutigen Artikels tippe ich noch munter „Goldener Schuss“. Das Thema prägt mich in der Schulzeit auch durch die Schullektüre von „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ mehr als das, was man der Goldene Schnitt bedeutet.
Im Grunde kam der Kunstunterricht viel zu kurz. Nicht vom Stundenplan her, sondern weil versucht wurde, in unmotivierte Schülerköpfe viel zu viel hineinzuquetschen. Wie immer ist es auch eine Sache der Vermittlung, wie bei der Mathematik. Erst jetzt, viele Jahre später, sehe ich, wie viel Mathematik in der Kunst ist und umgekehrt.
Der Goldene Schnitt ist etwas, an dem man beim bewussten Aufbau eines Bildes nicht vorbeikommt. Dabei ist ein goldener Schnitt natürlich nicht der heilige Gral, aber um mit Regeln zu brechen — ich wiederhole mich.
Selbstverständlich kann man auch ohne Hintergrundwissen fotografieren. Wobei man das streng genommen knipsen nennen müsste. Dabei kommen mit Sicherheit ab und an auch verdammt gute Fotos bei herum, als Folge das Infinite-Monkey-Theorem:
Sechs ewige Affen, die Tasten sechs ewiger Schreibmaschinen mit unbegrenzter Menge an Papier und Tinte zufällig anschlagend, wären fähig, Shakespearesche Sonette, vollständige Bücher und den 23. Psalm hervorzubringen.
Thomas Henry Huxley
Ich für meinen Teil will verstehen und bewusster fotografieren. Das mindert dann auch den derzeitigen enormen Ausschuss.