Erfolgreiche Integration gelingt nur mit offenen Armen und offenem Herzen. Ein persönlicher Erfahrungsbericht.
### Fremde nicht willkommen
Integration ist nach wie vor ein gesellschaftlich relevantes Thema. Die meisten von uns werden bei dem Stichwort wohl in erster Linie an Mitbürger:innen denken, die ihr Wurzeln nicht in Deutschland haben, beziehungsweise hatten. Um die soll es allerdings nicht gehen. Integration ist nämlich auch unter uns Deutschen ein Thema, sobald man den Ort seiner Geburt verlässt — zumindest habe ich mittlerweile diesen Eindruck bekommen.
Beim Wechsel von Wesel nach Bielefeld am Anfang meines Studiums habe ich das nich nicht so gemerkt. Zum einen, weil ich jemand aus Wesel kannte, der dort bereits an der Kirchliche Hochschule studierte. Zum anderen, nun ja, weil man sagte, Ostwestfalen sind halt so. Gehen zum Lachen in den Keller und sind nicht so aufgeschlossen.
Dann kam der Umzug nach Köln — am Anfang war ich voller Euphorie. Die starb mir dann aber unter der Hand weg. Dabei bemühten sich meine Frau und ich um Integration in die Nachbarschaft der autofreien Siedlung in Nippes. Traten dem Nachbarschaftsverein bei, meine Frau ließ sich sogar in den Vorstand wählen.
Zusammen mit anderen Bewohner unseres Hauses beteiligten wir uns am mehrfach am lebendigen Adventskalender — und noch so einiges mehr. Im besten Fall wurden wir gegrüßt. Mehr aber auch nicht.
### Keine Integration
Sehr viele Nachbarn aus der gleichen Straße taten nicht mal das. Wir waren einfach Luft. Ob es dran lag, dass wir keine Kinder haben oder nicht Hauseigentümer waren —keine Ahnung. Der Umzug nach Emden fiel daher dann auch nicht besonders schwer. Pech für uns nur, dass der genau in die Pandemie fiel. Ein Neuanfang, bei dem man schnell neue Menschen kennenlernt, funktionierte erstmal nicht. Entsprechend verschob sich auch erstmal unsere Integration in die Nachbarschaft.
Jetzt, nach fast drei Jahren, sind wir auch nicht viel weiter. Schmerzhaft bewusst wurde mir das Gestern, als wir noch mal einen Spätnachmittagsspaziergang machten. Wir kamen vorbei an einer Gruppe Nachbarn, die wohl in den Mai reinfeiern wollten. Mit Grill, Getränken und Arbeitskollegen meiner Frau. Wir waren nicht Teil der Gruppe und werden es wohl auch nie sein.
Eine ähnliche Erfahrung machten wir bereits im vergangenen Herbst mit dem Nachbarschaftsverein. Für mich stellt sich an dieser Stelle die Frage, woran das liegt. Sind wir zu anders? Insbesondere meine Frau geht offen auf andere Menschen zu.
Nehme ich jetzt diese sehr persönlichen Erfahrungen und übertrage das anfangs erwähnte Gruppe Mitbürger:innen, dann wird zumindest mir deutlich, dass Integration zwei Seiten erfordert. Diejenige, die sich integrieren wollen und die, die das auch zulassen. Ausgrenzen und dann über mangelnde Integrationsbereitschaft herziehen ist wohl nicht der richtige Weg.