Von allen guten und bösen Geistern verlassen

In einer bundesweiten Befragung mit 245.000 Menschen wurden deutsche Städte bewertet. Wirklich fahrradfreundlich ist wohl nur eine.

Städte im ADFC-Test

Fahrradfreundliche Stadt, eigentlich ist das nur so ein dahergesagter Begriff. Zumindest in Deutschland. ChatGPT hat eine ganz eigene Vorstellung davon, wie eine fahrradfreundliche Stadt aussieht:

Willkommen in der Stadt Pedalton, einer pulsierenden Metropole, die für ihr Engagement für nachhaltige Verkehrsmittel bekannt ist. Mit kilometerlangen Radwegen und speziellen Fahrradrouten ist Pedalton ein Paradies für Radfahrer aller Alters- und Leistungsklassen. Die Infrastruktur der Stadt ist auf die Bedürfnisse von Radfahrern abgestimmt, so dass jeder eine sichere und komfortable Fahrt genießen kann. Pedalton ist auch ein Zentrum für Fahrradkultur und Innovation mit zahlreichen Fahrradläden, Reparaturwerkstätten und Fahrradclubs. Die Stadt experimentiert ständig mit neuen Technologien und Initiativen, um das Radfahren noch zugänglicher und angenehmer zu machen.

Tatsächlich wird Pedalton auch auf längere Sicht zumindest in Deutschland nur eine Fiktion sein. Der jüngste ADFC-Fahrradklima-Test bringt ernüchternde Zahlen auf den Tisch.

Eine fahrradfreundliche Großstadt gibt es eher nicht. Am besten schnitt noch Bremen in der Kategorie ab 500.000 Einwohner ab — mit einer Bewertung von 3,6 ist das aber auch lediglich „ausreichend“. Köln soll sich verbessert haben — von 4,4 auf 4,2. Kein wirkliches gutes Ergebnis für die Domstadt am Rhein, was aber auch meinen persönlichen Eindruck aus immerhin 10 Jahren Köln widerspiegelt.

Nicht fahrradfreundlich

Bei Städten ab 200.000 Einwohnern bekommt Münster eine glatte Drei. Lediglich befriedigend für die Stadt, die ich persönlich als Eldorado im Kopf hatte? Wirklich gut abgeschnitten hat eine Stadt mit rund 8.300 Einwohnern in Nordrhein-Westfalen. Wettering erhielt bundesweit mit 2,0 die beste Note. Das hat man sich allerdings auch etwas kosten lassen, denn die Gemeinde investierte in die Infrastruktur für Fahrradfahrer seit 2019 vier Millionen Euro.

Darin liegt wohl auch das offene Geheimnis. Ohne Investitionen wird man als Stadt nicht fahrradfreundlich. Allerdings reicht es auch nicht aus, Geld im Gießkannenprinzip auszuschütten und etwa einfach eine Straße teilweise blauen anzupinseln. Es braucht ein Gesamtkonzept und vor allem den Willen, wirklich eine fahrradfreundliche Stadt zu werden.

Das wiederum geht nicht von oben, sondern man muss die Einwohner:innen mitnehmen. Hier ist Emden mit der Neutorstraße ein gutes Beispiel, wie man es nicht machen sollte. Zudem würde ich mich als Fahrradfahrer auch darüber freuen, wenn an anderer Stelle Fahrradwege saniert würde, statt isolierte Einzelprojekte umzusetzen. Ein paar Meter Fahrradstraße nützen niemandem — auch nicht uns Fahrradfahrer.

Im Übrigen kann man ein gutes Gespür für die Bedürfnisse der Fahrradfahrer bekommen, wenn man selber über einen längeren Zeitraum mit dem Fahrrad unterwegs ist. Man merkt dann etwa recht schnell, wie aufmerksam man im Bereich parkender Autos unterwegs ist.

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