Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Nach der Pandemie wird in Deutschland das Virus im schlimmsten Fall totgeschwiegen. Auch in der Zukunft wird Corona präsent sein.

Im Jahr der Ratte

Es sind jetzt über drei Jahre her, seit dem wir in Deutschland auf das Virus trafen. Am Anfang wussten die Wenigsten von uns, was uns mit Corona erwarten wird. Welche Auswirkungen das Virus auf weite Teile der Gesellschaft haben wird, war nicht abzusehen. Obwohl doch, hätte man einfach mal nach China geschaut.

Nach wie vor bin ich noch traumatisiert von den Hamstereinkäufen meiner Mitbürger:innen. Kein Toilettenpapier kaufen zu können, weil nichts zu bekommen ist — so was konnte ich mir bis zu diesem Zeitpunkt nicht mal im Traum vorstellen.

Wir bewegten uns vor drei Jahren durch eine Maßnahmen taumel, es gab noch keine Möglichkeit, sich durch eine Impfung zu schützen. Lockdown, Verschwörungstheorien, Luca-App. Schon drei Stichwörter reichen aus, um eine Bilderflut vor unseren Augen heraufzubeschwören.

Die meiste Zeit beschäftigten wir uns mit uns selber, verfolgten nur am Rande, wie der Virus andere Länder traf. Gestern Abend stolperten meine Frau und ich über die Dokumentation New York im Jahr der Ratte — absolut sehenswert und ein wirklich einzigartiger Blick auf die Stadt.

Aber wieder zurück nach Deutschland im Jahr 2023. Hier beschleicht mich nämlich aktuell ein komisches Gefühl in Bezug auf Corona. Wird das Virus totgeschwiegen?

Leben mit dem Virus

Ab Mai wird die Corona-Warn-App in den Schlafmodus versetzt. Eine 5. Impfung zum Boostern ist offiziell nicht vorgesehen und gilt nur laut STIKO-Empfehlung bei besonders gefährdeten Personen als sinnvoll. Mit anderen Worten, wir sollen jetzt lernen, mit dem Virus zu leben. Die Berichterstattung zu COVID-19 schläft, genauso wie der Griff zum Mund-Nasen-Schutz.

Nur gelegentlich sieht man in der Öffentlichkeit noch Menschen mit Maske. Dabei ist Virus nicht weg. Immer wieder kommt es zu Infektionen. Eine Kollegin meiner Frau hat es ernsthaft erwischt. Seit Monaten kämpft sie mit den Folgen von Corona.

Man kann auch jetzt nicht so einfach tun, als hätte es die Pandemie nicht gegeben. Die letzten drei Jahren lassen sich so schnell nicht vergessen. Eigentlich bräuchte man einen zentralen Ort der Erinnerung an die Pandemie. In New York, das kam in der Dokumentation gut zur Geltung, hat man das begriffen. Dort gibt es die Ausstellung „New York Responds: The First Six Months“. Vergleichbares habe ich in Deutschland nicht gefunden.

Mir stellt sich die Frage, wie es in den nächsten Monaten weitergeht. Irgendwann steht der Herbst vor der Tür und die Frage, welche Plan, welche Strategie wir jetzt haben.

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