Ein Stellenabbau als Antwort auf den Lehrermangel kann eigentlich nur ein verspäteter Aprilscherz aus Brandenburg sein. Oder nicht?
Verwaltungsmacht
In Köln lernte ich vor einiger Zeit eine wichtige Sache in Bezug auf Ratspolitik und Verwaltungsmacht. Natürlich werden politische Entscheidungen von den gewählten Ratsmitgliedern getroffen, die unterschiedlichen Parteien angehören. Tatsächlich sind diese jedoch ziemlich abhängig von der Stadtverwaltung. Mit anderen Worten, was die Verwaltung nicht will, wird auch nicht gemacht. Die Möglichkeiten zur Sabotage sind dabei recht vielfältig.
Nehmen wir mal ein fiktives Beispiel. Es soll eine neue Müllverbrennungsanlage gebaut werden. Dazu liegen Gutachten, Stellungnahmen und so weiter vor, die mehrere Aktenordner füllen und natürlich nicht gerade in einfacher Sprache geschrieben worden sind. Als Ratsmitglied bekommt man zwar eine Aufwandsentschädigung, geht aber seinem Amt ehrenamtlich nach. Alle Unterlagen durchzuarbeiten, ist verdammt viel Arbeit. Nicht selten gibt es von der Stadtverwaltung Beschlussvorlagen — ein Schelm, wer Arges dabei denkt.
Laut Emder Zeitung gab es seitens des SPD-Ratsmitglieds Maria Winter einen Hinweis an die Verwaltung, doch bitte Unterlagen rechtzeitig bereitzustellen, da es ansonsten die Arbeit behindere und ein Zeugnis von Intransparenz sei.
Vielleicht fehlen aber nur ausreichend Mitarbeiter in der Verwaltung, weshalb wohl ein umfangreicher Stellenplan vom Oberbürgermeister gegen Kritik verteidigt wurde. Merkwürdig nur, dass es bei der Stadt für einige Bereiche mehr Mitarbeiter als tatsächlich anfallende Arbeit gibt.
Umschichten statt Stellenabbau
Immerhin ist noch niemand in Emden auf die Idee gekommen, Stellen in der Verwaltung dadurch zu schaffen, dass man in anderen Bereichen Stellen umwidmet. Etwa bei Schule Lehrerstellen, die nicht besetzt werden können, zu Sachbearbeiterstellen macht.
Das hört sich wie eine verdammt dumme Idee an? Nun, in Brandenburg hat die bisherige Bildungsministerin Britta Ernst tatsächlich diese Idee. Einen Stellenabbau, quasi als Antwort auf den dortigen Lehrermangel. Es sollten 200 Planstellen für Lehrkräfte umgewidmet werden für Verwaltungsfachkräfte und Schulsozialarbeiter.
Eine grandiose Reaktion auf den Lehrermangel. Einfach Stellenabbau betreiben, damit kann man dann am Ende sagen, man hätte 100 Prozent dem Lehrerstellen auch besetzt. Dafür gab es nicht nur von der Opposition Gegenwind, sondern auch von der eigenen Partei. Dabei ist Britta Ernst nicht nur SPD-Mitglied, sondern auch noch mit Bundeskanzler Olaf Scholz liiert.
Nach der massiven Kritik an ihrem Stellenabbau in den Schulen ist sie jetzt zurückgetreten. Natürlich verteidigte sie abschließend noch ihr Vorhaben. Einsicht sieht anders aus.
Die IG Metall fordert 32 Stunden. Darauf ein Lehrer: Die wollen nur noch zwei Tage die Woche arbeiten.
Gegen den Lehrermangel hilf im Übrigen kein Stellenabbau oder Mehrarbeit, sondern neben einer besseren Bezahlung vor allem bessere Arbeitsbedingungen.