Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Wirklich gutes Olivenöl ist neben einer ordentlichen Herstellung vor allem Vertrauenssache. Manchmal findet man das Richtige per Zufall.

Vorgeschichte

Wie so vieles hat auch mein Text über das Olivenöl von Delídia eine Vorgeschichte. Meine beginnt mit einem Artikel im Dezember 2021. In meinem Text von damals mit der Überschrift „Gewürzmischungen gegen Corona“ fehlte eigentlich noch der Hinweis, wie ich überhaupt zwei Themen zusammen brachte. Nun, ein Gewürzhändler damals auf dem Emder Wochenmarkt bot tatsächlich eine Corona-Gewürzmischung an. Laut Eigenwerbung sollte die zwar nicht gegen den Virus direkt helfen, aber dank viel Knoblauch auf Abstand halten. Wie dem auch sei, ich schrieb auch über den Verkauf von Just Spices.

Lobend erwähnte ich damals Ankerkraut, nur um ein dreiviertel Jahr später dahinterzukommen, dass man auch dort seine Seele verkauft hatte. Für mich hatte sich damit das Thema erledigt. Aber wie das halt so ist, das Internet vergisst nicht. Insbesondere dann nicht, wenn man einen öffentlichen Blog betreibt und der Artikel über Suchmaschinen auffindbar ist.

Mitte März kontaktierte mich Daniel von Delidía, der offensichtlich über meinen Artikel gestolpert war. Das Berliner Unternehmen vertreibt eine Hand voll ausgesuchter Produkte wie zum Beispiel Olivenöl, Paprikapulver und Pfeffer in Bioqualität. Es entstand ein netter Kontakt.

Die Mischung macht es

Mehrere E-Mails gingen hin und her und schnell stand für mich fest, dass ich nichts über Gewürzmischungen schreiben wollte. Für mich ist beim Schreiben immer der persönliche Bezug wichtig. Wenn ich über Dinge oder Produkte berichte, dann nur deshalb, weil sie mich wirklich überzeugt haben.

Bei Gewürzen und Gewürzmischungen würde mir das schwerfallen. Zwar befinden sich in unserem Gewürzregal überdurchschnittlich viele Gewürze und Gewürzmischungen, aber ich bin da eher wie ein Messie. Egal ob im Supermarkt, Bioladen oder in einem kleinen Geschäft auf einer ostfriesischen Insel, mir fällt es schwer, etwas Neues nicht mitzunehmen. Dabei geht es mir mit Gewürzen häufig so wie mit Rotwein. Hier fehlt mir das Gespür, Unterschiede gerade auch bei der Qualität ausmachen zu können.
Ganz anders sieht die Sache bei Weißwein aus, denn da merke ich sehr wohl schon kleine geschmackliche Nuancen. Das Terroir etwa im Riesling schmecke ich.

In der Vergangenheit fand ich es allerdings erheblich einfacher, einen guten Riesling zu bekommen im Vergleich zu gutem Olivenöl — auch hier schmecke ich sehr wohl die Unterschiede. Praktischerweise gibt es bei Delidía Olivenöl in Bioqualität. Wobei allein eine Biozertifizierung für mich noch kein gutes Öl ausmacht.

Gutes Olivenöl

Seit einigen Jahren schon bin ich auf der Suche nach einem wirklichen guten Öl, was mir auch schmeckt. Dabei unterscheidet sich mein Geschmack von dem, was man die Verbraucher üblicherweise in Deutschland bevorzugen: milde, aus meiner Sicht eher charakterlose Öle. Auf gar keinen Fall dürfen die im Hals kratzen.

Ziemlich beeinflusst hat mich der Fernsehbeitrag „Marktcheck deckt auf: Das Geschäft mit dem Olivenöl“. Man lernt in dem Beitrag, wie leicht man sich beim Öl täuschen und falschen Versprechung locken lässt. Und auch, dass Preis oder Bezeichnungen wie „extra vergine“ wenig aussagekräftig sind. Wirklich gutes Olivenöl ist aromatisch so vielfältig wie Wein. Dabei sind eine gewisse Schärfe und Bitterkeit kein Fehler, sondern ein Qualitätsmerkmal. Das sieht auch der Landwirtschaftsjournalist Andreas März so, der immer wieder fachkundig über das Thema schreibt.

Mir war nach dem Beitrag klar, dass ich gutes Öl eher nicht im Supermarkt bekommen würden. Aber auch nicht im Bioladen, denn gerade bekanntere größer Marken sind häufiger bei ökotest durchgefallen.

Persönlich hatte ich mich bereits damit abgefunden, niemals ein Öl zu finden, welches qualitativ hochwertig ist und mir auch gefällt. Versprechen kann man immer viel, die Öle, die beim mir dann im Einkaufswagen landeten, waren dann aber eher mittelmäßig bis hin zu enttäuschend.

Liebe auf den ersten Schluck

Vor dem Hintergrund war ich dann neugierig auf das Olivenöl, welches Delidía im Sortiment hat. Daniel schickte mir extra eine Flasche von dem Öl, welches zu meinen geschmacklichen Präferenzen passt. Eine Auslese des 1. Erntetages. Auf der Webseite zum Produkt findet man detailierte Information darüber, was das Öl so besonders macht.

An dem Tag, als ich das Päckchen mit dem Öl bekam, kaufte ich mir extra ein gutes Sauerteig Baguette — so was gerade hier in Ostfriesland zu bekommen, wäre auch ein Thema für einen Blogartikel. Nachmittags saßen meine Frau und ich dann in der Küche.

Mit einem Knack öffnete ich den Verschluss der Flasche und goss etwas von dem Olivenöl auf einen kleinen weißen Teller. Bereits die Farbe gefiel mir ausgesprochen gut. Der Geruch erinnert mich leicht an frisches grünes Gras. Und dann der Geschmack. Was soll ich sagen, für mich war es Liebe auf den ersten Schluck beziehungsweise Bissen, denn das Öl befand sich auf einer Baguettescheibe.

In den folgenden Tagen kam das Öl dann nicht nur im Salat, sondern auch beim Kochen zum Einsatz. Anbraten mit dem Öl ist unproblematisch (finde ich wichtig, da ich gerne ein vielfältiges Öl im Schrank habe). Gut zur Geltung kommt Olivenöl aber auch, wenn man einige Tropfen bei Suppen kurz vor dem Servieren darüber träufelt. Es passt hervorragen zu Minestrone.

Noch vor ein paar Wochen hätte ich es nicht für möglich gehalten, ein Öl zu finden, welches mich persönlich rundum so überzeugt.

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