Von allen guten und bösen Geistern verlassen

So manches Brettspiel hat definitiv eine zweite Chance am Spieltisch verdient. Oft kommt es auf gut erklärte Regeln und richtige Mitspieler an.

Vorsicht Minenfeld!

Schreibt man lediglich allgemein über das Thema zweite Chance, begibt man sich in ein Minenfeld. Zwischenmenschliche Abgründe lauern einem auf, um hinterrücks die Keule zu schwingen. Ob man Menschen, egal in welchem Zusammenhang, eine zweite Chance geben soll, lasse ich daher bewusst aus. Vielleicht nur so viel: es kommt darauf an.

Aber selbst das ist eigentlich schon zu weit aufs Eis gewagt. Kehren wir daher zurück ans sichere Ufer und betrachten lediglich die Dinge, bei denen wir ohne Gefahr über eine zweite Chance reden können. Spontan fallen mir drei Kategorien ein:

  • Bücher
  • Filme / Serien
  • Spiele / Brettspiele

Bei Büchern fällt es mir am schwersten, einem Buch noch mal eine Chance zu geben, wenn ich im ersten Anlauf nicht mit ihm warm geworden bin. Es gibt einfach zu viele gute Bücher, die ich noch nicht gelesen habe und gerne lesen möchte. Wenn mir daher ein Buch nicht gefällt, möchte ich damit auch nicht weiter meine Lebenszeit verschwenden. So landet etwa „Über Menschen“ nach ein paar Seiten dann in der Ablage P. Darüber kann man sicher diskutieren, wozu ich aber keine Lust habe.

Bei Filme oder Serien bin ich etwas gnädiger, wobei gerade Buchverfilmungen oft eine Gratwanderung für mich sind.

Brettspiel verdient zweite Chance

Nehmen wir zum Beispiel „Mittagsstunde“von Dörte Hansen. Ein meiner nach hervorragendes Buch, welches nicht mit „Der Roman zum aktuellen Film“ beworben werden sollte. Der Film ist handwerklich solide, aber er scheitert an vor allem zwei wesentlichen Punkten. Die Leihversion gab es zum Streamen nur in Hochdeutsch, wodurch der Film erhebliches an Lokalkolorit verliert.

Schwerer wiegt allerdings, dass sich die Handlung des Films und die Motivation der Figuren nur erschließt, wenn man das Buch bereits gelesen hat. Es ist meiner Meinung nach eher der Film zum Buch und nicht umgekehrt. Eine Auffrischung des Gelesenen mit stimmungsvollen Bildern und überwiegend falscher Musik.

Kommen wir aber zu den Brettspielen. In meinem Regal befinden sich eine ganze Reihe von Spielen, die eine zweite Chance bekamen und mir richtig gut gefallen. Etwa „Die Zwerge“, welches als Neuerscheinung damals auf der Spiel bei meiner Frau und mir aufgrund eines unmotivierten Erklärbärs zunächst floppte.

Oder aber „This War of Mine“, einem Kampangenspiel zum gleichnamigen Computerspiel. Mit dem wurde ich nicht warm, weil ich es auf dem Bildschirm für zu wuselig halte. Die erste Partie des Brettspiels in Köln war grauenhaft und wurde begleitet von einem Spieler, der sich mitten im Spiel komplett ausklingte.

This War of Mine

Da meine Frau und ich seit einigen Monaten bevorzugt kooperative Spiele spielen und auch erhebliches Frustpotential nicht als Hinderungsgrund sehen (Stichwort Tainted Grail), gaben wir „This War of Mine“ eine zweite Chance. Siehe da, so schlecht wie wir es in Erinnerung hatten, ist das Spiel nicht — im Gegenteil.

Natürlich ist die Thematik kein Zuckerschlecken und man verliert auch häufiger, als das man gewinnt. Lässt man sich aber auf das Spiel ein, wird man mit eine Story beziehungsweise mit Erlebnisse belohnt, die einen auch über den Spieltisch hinaus beschäftigen werden.

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