Durch Künstliche Intelligenz als Werkzeug dürft die Brettspielentwicklung in naher Zukunft einen kreativen Anschub bekommen.
Ideen für die Schublade
Seit Anfang der 1990er Jahre geistert mir das Thema Brettspielentwicklung immer wieder durch den Kopf. Zusammen mit Robert aus Wesel entwickelte ich damals vor Catan eine Idee, welche ein paar ähnliche Ideen hatte. Zu einem Ende brachten wir das Projekt allerdings nie. Später im Studium gab es immer wieder Moment, wo ich mich an der Brettspielentwicklung versuchte. Darunter auch zwei Spiele, die für den Englischunterricht in der Grundschule während eines Praktikums zu Einsatz kamen.
Erfolgreich war das alles nicht, auch nicht die Ideen, die ich in den folgenden Jahren noch hatte. Kurz vor dem Umzug nach Emden kam ich einem eigenen Spiel ziemlich nah, aber dann machten mir, auch bedingt durch die Pandemie, die fehlende Möglichkeiten zum testen einen Strich durch die Rechnung. Alles in allem entstanden so Ideen für die Schublade, die an dem einen oder anderen letztendlich scheitern würden, wenn ich sie denn noch mal aufgreifen würde.
Ende des vergangenen Jahres beerdigte ich die Idee eines eigenen Brettspiels dann endgültig und entsorgte während des Aufräumens einen Berg Blankospielmaterial. Man sollte allerdings wohl niemals nie sagen, denn mit den aktuellen Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz kam bei mir das Thema Brettspielentwicklung wieder hoch.
Taugt ChatGPT für die Brettspielentwicklung?
Bei der Erstellung eines Prototyps für eine Spielidee stolperte ich in der Vergangenheit immer wieder über das Thema Illustrationen und Grafiken. Persönlich habe ich diesbezüglich keine Talente, die über Strichmännchen hinaus gehen. Schaut man sich jetzt die Möglichkeiten von etwa Midjourney an, ist das ein echter Gamechanger (sogar im wahrsten Sinne des Wortes). Nun machen aber ansprechende Illustrationen noch lange kein Brettspiel aus und ein ansprechendes Spiel nützt nichts, wenn Mechanik und Spielidee Grütze sind. Aber es ist schon mal eine Erleichterung, wie ich finde.
Da mich das Thema dann doch wieder packte, suchte ich via Google nach „Brettspielentwicklung mit ChatGPT“. Wie sollte es auch anders sein, auf Idee sind schon andere gekommen. Unter anderem Nash Idaho, der sich in einem YouTube Video die Frage stellt: „ChatGPT designed a game, is it any good?“
Schon nach den ersten Minuten des Videos fing ich Feuer und begann, die Schritte von Nash mit eigenen Grundideen bei ChatGPT auszuprobieren. Man sollte in jedem Fall direkt Englisch als Sprache verwenden, denn das deutsche Sprachmodell ist bei ChatGPT zumindest in Version 3 nicht ausreichend für die Brettspielentwicklung. Hin und her übersetzen kann man dann noch mit DeepL.
Galactic Conquest
Ich fing bei ChatGPT (Version 3) mit folgendem Satz an:
design a 2 player card game that uses 52 cards and has a science fiction theme
Die Antwort fing dann so an:
Sure, I can help you design a 2 player card game with a science fiction theme using 52 cards. Here’s a rough idea for a game called „Galactic Conquest“:
Objective: The objective of the game is to be the first player to conquer three planets by successfully battling your opponent’s forces and deploying your own.
Setup: To set up the game, shuffle the deck of 52 cards and deal five cards to each player. Place the remaining cards in a draw pile in the center of the table. Each player chooses a home planet card from their hand and places it face-up in front of them. The home planet card represents the player’s starting planet, which they will defend from the opposing player’s attacks. […]
Soweit zum Setup. Für mich hört sich das schon mal gut an, auch die weiteren Schritte, die ChatGPT vorgeschlagen hat. Es ist auf jeden Fall eine gute Grundlage, um das weiter zu verfeinern. Die vollständige, mit DeepL übersetzen Erstentwurf findet sich hier.
Der springende Punkt, wo auch die eigene Kreativität ins Spiel kommt: Man muss ChatGPT in die gewünschte Richtung schubsen.
Offene Fragen
So ist bei „Galactic Conquest“ nach dem ersten Entwurf von ChatGPT noch unklar, wie die Spieler an ihren Heimatplaneten kommen, wenn doch alle 52 Karten gemischt werden und diese Karten nicht unbedingt alles Planeten sind. Das sind aber Details, an dem man mit oder ohne ChatGPT arbeiten kann.
Man kann weiter variieren, Fragen stellen und dann das Ergebnis austesten. Eine ganz andere Frage ist dabei allerdings die, wie es mit den Verwertungsrechten aussieht. Ein Plagiat dürfte meiner Meinung nach auf diese Weise nicht entstehen (so hätten sich etwa andere viel ersparen können), aber alles andere? Bei den Bildern von Midjourney ist es da einfacher, denn sofern man einen kostenpflichtigen Account hat, darf man die Bilder kommerziell nutzen.
Nachtrag: Das Bild für diesen Artikel habe ich mithilfe von Midjourney erzeugen lassen. Adobe Firefly ließ sich nicht verwenden, da das Spielziel mehrere Begriffe enthält, die von Adobe auf einer Blacklist stehen. Ansonsten aber ist Firefly auf jeden Fall einen Blick wert.
Eine Antwort
Liebes Wildbits-Team,
ich habe euren Beitrag über die Brettspielentwicklung mit ChatGPT wirklich genossen! Es ist faszinierend zu sehen, wie KI-Technologie in immer mehr Bereiche unseres Lebens eindringt. Die Idee, ChatGPT zur Entwicklung von Brettspielen einzusetzen, ist innovativ und vielversprechend. Ich bin gespannt, wie sich diese Technologie weiterentwickeln wird und welche einzigartigen Spielkonzepte dadurch entstehen können. Macht weiter so und vielen Dank für eure interessanten Artikel!
Viele Grüße,
Arianna Sutton