Es besteht ein Zusammenhang zwischen Dauererreichbarkeit und zunehmenden Stress. WhatsApp wirkt dabei wie Öl ins Feuer gießen.
Spanische Inquisition
Holen wir mal etwas weiter aus, um zum Thema zu gelangen. Es gibt eine schönen Sketch von Monty Python, bei der im Rahmen einer Befragung der Satz fällt: „Ich habe hier nicht eine Art Spanische Inquisition erwartet!“. Darauf hin stürmen drei Kardinäle in den Raum und einer von ihnen ruft aus: „Niemand erwartet die Spanische Inquisition!“. Die Hintergründe zum Sketch kann man wunderbar auf Wikpedia nachlesen. In meiner Oberstufenzeit wurde im damaligen Freundeskreis immer wieder gerne darauf Bezug genommen, wenn es zu einer überraschenden Situation kam.
Meine hatte ich gestern Abend im Fototreff der VHS. Der Altersdurchschnitt liegt deutlich über 50, ich bin noch einer der jüngsten. Dass ausgerechnet in so einem Kreis die Idee aufkam, eine WhatsApp-Gruppe zu gründen, hätte ich nicht erwartet. Es stellte ich dann auch vor ein Dilemma, denn so gerne ich die Sachen mitbekommen möchte, die in dieser Gruppe laufen, ich werde wohl kaum noch mal WhatsApp auf meinem iPhone installieren.
Die Entscheidung gegen WhatsApp und ähnlichen Diensten fiel vor einigen Jahren im Köln, als mich meine Dauererreichbarkeit an den Rand eines Burnouts brachte.
Offline statt Dauererreichbarkeit
In einer Welt, in der die ständige Erreichbarkeit zum Normalzustand geworden ist, fiel es mir schwer, abzuschalten und zur Ruhe zu kommen. Insbesondere diverse WhatsApp-Gruppen wurden zu einem Dauerstressfaktor und gaben mir das Gefühl, niemals wirklich „offline“ zu sein. Dazu kamen dann noch diverse E-Mail-Konten, Twitter, Facebook und noch ein paar mehr Dienste.
Gerade weil WhatsApp über das Smartphone und die eigene Telefonnummer funktioniert, kann das zu einem Probleme werden, was man anfangs nicht erkennt. Das Smartphone ist zu unserem ständigen Begleiter geworden. Genau das aber führt zur Dauererreichbarkeit. Vieles lässt auch stumm stellen, es bleibt aber die Angst oder das schlechte Gewissen, etwas vermeintlich Wichtiges zu verpassen.
Man ist daher in der Dauererreichbarkeit gefangen. Gerade besonders interessante und daher sehr aktive WhatsApp-Gruppen. Ständig trudeln neue Nachrichten ein, es macht Pling und man zuckt unweigerlich jedes Mal zusammen — zumindest mir ging es so. Sogar heute noch, wenn meine Frau über WhatsApp eine Nachricht bekommt.
Persönlich versuche ich, ein Gleichgewicht zwischen der Nutzung von Technologie und der Entspannung zu finden. Dazu gehört für mich die Abwägung, welche Dienste ich wirklich brauche und wann ich erreichbar sein möchte. Dadurch stoppe ich die Dauererreichbarkeit, bin im Alltag entspannter und kann mich vor allem auch besser auf einzelne Dinge konzentrieren.
Outsourcing bei WhatsApp-Gruppen
Kommen wir abschließend aber noch mal zurück zum eigentlichen Dilemma. Mitbekommen, was in der WhatsApp-Fotogruppe läuft, ohne selber WhatsApp zu nutzen. In ihrem beruflichen Kontext verwendet meine Frau WhatsApp. Daher habe ich einfach sie für die WhatsApp-Gruppe angemeldet – gerade noch vertretbar, da sie selber beim Fototreff ist. Dass es bei ihr zu einem Problem bezüglich der Dauererreichbarkeit kommt, ist wieder ein anderes Thema.