Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Hinter Gefängnismauer ist der Frühlingsanfang ein Tag wie jeder andere. Für Diktatoren bricht eine neue Zeitrechnung an.

Kalendarischer Frühlingsanfang

Laut Kalender ist heute offizieller Frühlingsanfang. Blicke ich aus dem Fenster, dann vielleicht nicht in Ostfriesland. Gestern schien noch die Sonne, heute ist das einzig leuchtende draußen ein Haufen gelber Säcke, die aufgrund eines Streiks am vergangenen Donnerstag nicht abgeholt wurden. In Zeitung wurde vorab darum gebeten, die Säcke in so einem Fall wieder ins Haus zu holen.

Aber wer liest noch Zeitung? Abgesehen davon sind die Säcke doch auch spannend für Tiere. Gerade schnuppert ein Hund an einem Berg Säcke und pinkelt davor. Das wird diejenigen freuen, die die Säcke dann in zwei Wochen abholen werden — wenn die nicht schon vorher reißen und sich der Müll in der Gegend verteilt.

Nun gut, es gibt schlimmeres. Zum Beispiel ein anderes Ereignis, was in meinem Kalender steht. Am 26. März ist der Beginn der Sommerzeit. Darüber ließe sich auch aufregen, hat aber definitiv keinen Zweck mehr. Sämtliche Bemühung zur Abschaffung der Zeitumstellung sind (bisher) im Sande verlaufen. Bleiben wir also beim Frühlingsanfang und der klassischen Romantik im Sinne von „Im Märzen der Bauer die Rößlein einspannt“.

Im Frühjahr taute früher das Eis. Gut, das tut es jetzt auch, aber in anderen Regionen und dort, wo es nicht tauen sollte. Stichwort Klimawandel.

Ende einer Eiszeit

Klimawandel gibt es zum Frühlingsanfang auch an ganz anderer Stelle. Die Süddeutsche Zeitung und andere berichten derzeit über das Zusammentreffen des russischen Präsidenten Wladimir Putin mit dem chinesischen Staats- und Parteichef Xi Jinping — ein Freundschaftsbesuch unter Diktatoren. Die beiden Länder wollen ihr Beziehungen weiter vertiefen und alte Gräben (Stichwort Amur) zuschütten.

Ganz überraschend kommt dieser Frühlingsanfang jedoch nicht, sondern man ist schon länger dabei, einander zu bestärken. Einen gemeinsamen Feind haben sie mit den USA auf jeden Fall. Das Verhältnis zur Europäischen Union ist mindestens als zerrüttet zu bezeichnen. Man baut daher also auch die wirtschaftlichen Beziehungen zueinander weiter auf.

Persönlich gehe ich aber davon aus, dass China in der Beziehung der stärkere Partner ist. Das dürfte für das Land auch im historischen Kontext eine Genugtuung sein. Während Putin seinem Gast für dessen ausgewogene Haltung in Bezug auf den Krieg in der Ukraine dankte, darf sich Xi Jinping sicher sein, von Putin keinerlei Vorwürfe zum Umgang den Uiguren zu hören zu bekommen. Die werden weiterhin nach Belieben in Gulags gesteckt.

Sollte es China tatsächlich gelingen, im Krieg zischen Russland und der Ukraine erfolgreich zu vermitteln, wäre das ein enormer Triumph für Xi Jinping, verbunden mit einem Zuwachs an Ansehen auf der internationalen Bühne.

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