Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Auf der Streichliste von Galeria Karstadt Kaufhof stehen 52 Filialen. Bei einigen sieht es eher nach Willkür als Kalkül aus.

Ordnung durch aufräumen

Weniger sei mehr, heißt es. Das kann man eigentlich nicht so stehen lassen. Menschen mit viel Geld wissen, nur mehr ist mehr. Verzicht ist aus der Perspektive etwas für Menschen, die ehedem nichts haben. Es gibt aber auch noch eine andere Sichtweise. Persönlich gefällt mir die von zu viel Besitz als Glieder an einer Kette, wie bei Jacob Marley in „Ein Weihnachtslied in Prosa“ von Charles Dickens. Je mehr man anhäuft, desto mehr Glieder der Kette schmiedet man. Letztendlich ist man nicht frei, sondern gefangen.

Lassen wir die Philosophie an dieser Stelle beiseite. Seit den Vorbereitungen für den Umzug nach Emden arbeite ich mit einer Streichliste, um den mich umgebenden Kram in ein überschaubares Verhältnis zu bringen. Viel zu oft folgt man einem Impuls oder unterliegt der Versuchung und kauft etwas, was man eigentlich nicht braucht. Das stopft die Wohnung zu und macht meiner Meinung nach auch unfrei.

Zu Hause ohne Ballast, die Konmari-Methode von Marie Kondo ist mir ein Stück weit sympathisch. Auf die Streichliste kämen nach ihr Dinge, die einen nicht (mehr) glücklich machen. Oder für einen ganz bestimmten Zweck notwendig sind, wie bei mir etwa der Rasenmäher.

Rasenmäher-Methode für die Streichliste

Apropos Rasenmäher. Es gäbe auch noch die Rasenmäher-Methode. Radikal kürzen und aussortieren. Meistens stellt man dann erst viel zu spät fest, dass man einen bestimmten Gegenstand doch noch hätte gebrauchen können. Wie bei mir das entsorgte C++ Buch, was ich mir dann in Emden noch mal kaufen musste.

Die Rasenmäher-Methode ist wohl auch das präferierte Verfahren, welches beim Warenhauskonzern Galeria zu Einsatz kommt. Es geht mal wieder um alles, die Wurst und das nackte Überleben des Konzerns. Gestern wurde die Streichliste vorgestellt. Es werden erstmal 52 Filialen geschlossen und 5.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf die Straße gesetzt. Damit bleiben noch etwas über 12.000 Beschäftige im Konzern, der sich auf 77 Filialen verschlanken will. Ob das reicht, ohne ein wirklich innovatives Zukunftskonzept vorzulegen, wird sich zeigen.

Wenn ich mir so ansehen, welche Filialen auf der Streichliste stehen, muss ich schon stark wundern. So erwischt es zum Beispiel den Standort in Bielefeld. Das wird eklatante negative Konsequenzen für Bahnhofstraße haben, denn das Gebäude ist ein ziemlich zentraler Teil des Abschnitts in der Fußgängerzone.

Dagegen wird es in Köln keine Schließung geben. Sogar die Filiale in Köln-Nippes bleibt erhalten. Mich wundert das, denn die hat sich in den acht Jahren, die ich in Nippes lebte, nicht nennenswert verändert und steht für ein Einkaufserlebnis von vorgestern.

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