Der chinesische Einfluss in Europa und anderswo nimmt beständig zu. In der Abhängigkeit von China liegt dabei eine große Gefahr.
Next War China?
Erst gestern schrieb ich über eine mögliche Eskalation, die uns mit China drohen könnte. Heute Morgen las ich dann in der Süddeutschen Zeitung den Artikel „Ungewohnte Schärfe aus China“. Laut SZ wurden auf dem Volkskongress keine neuen, bisher unbekannten Vorwürfe erhoben. Neu sei allerdings die Schärfe, in der man die USA beschuldige, China unterdrücken zu wollen. Auf der einen Seite sind die Worte an die eigene Bevölkerung gerichtet und Teil einer Desinformationskampagne zur Stärkung der eigenen Position. Auf der anderen Seite ist es auch eine klare Drohung Richtung den USA und Europa.
Die chinesische Haltung zum Krieg in der Ukraine ist mittlerweile auch deutlich geworden. Man stellt sich stärker als bisher an die Seite Russlands. Allerdings so, dass immer noch ein Richtungswechsel möglich ist. China macht, was China nützt. Man sollte hier auf keinen Fall die langfristige chinesische Strategie unterschätzen. Die Volksrepublik hat einen langen Atem. Von der billigen Werkbank für den Westen hat man sich Stück für Stück zu einem einflussreichen Industrieland entwickelt, von dem anderen Ländern abhängig sind.
Dabei hat China in den letzten Jahrzehnten einen enormen Einfluss auf den weltweiten Handel ausgeübt. Das Land hat sich zu einer der größten Volkswirtschaften der Welt entwickelt und ist ein wichtiger Handelspartner für viele Länder geworden. Die Abhängigkeit von chinesischen Importen in Europa und den USA ist in den letzten Jahren stark gestiegen, was die Wirtschaft dieser Länder stark beeinflusst.
Überall chinesische Produkte
China ist mittlerweile der größte Handelspartner für die meisten europäischen Länder. Europa ist für China ein wichtiger Markt für den Export von Waren wie Elektronik, Textilien, Spielzeug und Medikamente. Gleichzeitig ist China für Europa ein wichtiger Lieferant von Waren wie Elektronik, Bekleidung und Maschinen. Die Abhängigkeit von chinesischen Importen hat jedoch auch dazu geführt, dass Europa anfällig für die wirtschaftlichen Auswirkungen von politischen Spannungen zwischen China und anderen Ländern geworden ist.
Gerade bei der aktuellen Knappheit bei vielen Medikamente merken wir die Abhängigkeit und folgen der Produktionsauslagerung. Dabei ist der Preis der günstigeren Produktion im Ausland oft auch ein Wissens- und Technologietransfer.
Ähnlich ist die Situation in den USA, wo China ebenfalls der größte Handelspartner ist. China exportiert eine Vielzahl von Produkten in die USA, darunter Elektronik, Bekleidung, Maschinen und chemische Produkte. Die Abhängigkeit von chinesischen Importen hat jedoch dazu geführt, dass die USA anfälliger für wirtschaftliche Veränderungen in China geworden sind. Dies zeigt sich beispielsweise in den Handelskriegen zwischen den beiden Ländern in den letzten Jahren, die sich negativ auf die Wirtschaft beider Länder ausgewirkt haben.
Boykott nicht möglich
Die Beziehung des Westens zu China sind deutlich komplexer als zu Russland. Ein Boykott wie beim Gas oder aber Sanktionen sind meiner Meinung nach kaum möglich, ohne schwerste wirtschaftliche Verwerfungen hervorzurufen. Mit anderen Worten, wir sind im höchsten Maße abhängig vom chinesischen Wohlwollen, denn neben dem Handel hat China auch in anderen Bereichen wie Technologie und Infrastruktur eine wichtige Rolle gespielt.
China hat in den letzten Jahren massiv in die Entwicklung von Technologien wie künstlicher Intelligenz und 5G investiert und gilt heute als einer der führenden Akteure auf diesem Gebiet. Darüber hinaus hat China auch in Infrastrukturprojekte in Ländern auf der ganzen Welt investiert, insbesondere im Rahmen seiner Belt and Road Initiative. Eines der bekanntesten chinesischen Projekte ist hier etwas die Neue Seidenstraße.
Über unsere Abhängigkeit von der Neuen Seidenstraße und über den langfristigen Kurs des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping verfasste ich bereits vor zwei Jahren einen Artikel. Das Gefühl der Ohnmacht ist seit dem nicht verschwunden, im Gegenteil.
Kritik an China ist nur schwer möglich, was sich auch im Fall des chinesischen Umgangs mit den Uiguren zeigte. Scharfe Worte aus Europa führten zu negativen Konsequenzen.
Fall Taiwan(s)
In den letzten Jahren hat China seine militärische Präsenz in der Nähe von Taiwan verstärkt und wiederholt militärische Übungen in der Region durchgeführt. Gleichzeitig haben die USA ihre Unterstützung für Taiwan verstärkt, was zu Spannungen zwischen den beiden Ländern geführt hat.
An einem offenen Krieg zwischen China und Taiwan hat eigentlich niemand Interesse , da dies zu enormen wirtschaftlichen und menschlichen Kosten führen würde. Die chinesische Strategie sieht daher vermutlich so aus: Säbelrasseln und Drohungen auf der einen Seite, auf der anderen Seite Ausbau des eigenen Einflusses und Verstärkung der Abhängigkeit von China.
Bisher ist diese Strategie erfolgreich gewesen. So sind es insgesamt nur 14 kleinere Länder, die Taiwan als eigenständigen Staat offiziell anerkennen:
- Belize
- Eswatini
- Guatemala
- Haiti
- Honduras
- Marshallinseln
- Nauru
- Palau
- Paraguay
- St. Kitts und Nevis
- St. Lucia
- St. Vincent und die Grenadinen
- Tuvalu
- Vatikanstadt
Das sind nicht besonders viele Freunde Taiwans. Alle anderen Länder folgen den mehr oder weniger dem offiziellen chinesischen „Ein-China-Politik“. Daran wird sich nichts ändern und auch die US-Reaktionen auf die neusten chinesischen Drohungen sind zwar betont kühl, aber doch eher deskalierend.