Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Die meisten von uns sind Frieden unter akzeptablen Umständen nicht abgeneigt. Andere versuchen ihn durch Singen herbeizuführen.

Ein bißchen Frieden

Mit dem Lied „Ein bißchen Frieden“ gewann 1982 die damals 17-jährigen Sängerin Nicole Hohloch den Eurovision Song Contest. In einer Zeit, als man noch glaubte, singen könnte zum Frieden beitragen und die Friedensbewegung nicht von rechts unterwandert war. Ein bißchen Frieden, gerne auch mehr wünscht man sich seit nunmehr über einem Jahr, nach dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine begann.

Im vergangenen Jahr gewann die Ukraine den ESC mit der Band Kalush Orchestra. Man kann über die musikalischen Qualitäten des Gewinner-Songs sicher diskutieren, nicht aber darüber, dass auf diese Weise ein Zeichen der Solidarität mit der Ukraine gesetzt wird. Zumindest die Absicht, hiermit singen etwas für den Frieden zu tun, sollte honoriert werden.

Dieses Jahr findet der ESC aus naheliegenden Gründen nicht im Land des Siegers vom letzten Jahr statt, sondern in Liverpool. Jene Stadt, aus der wohl eine der berühmtesten Beat-, Rock- und Pop-Band stammte.

In Deutschland steht jetzt fest, mit welchem Beitrag wir dieses Jahr versuchen werden, nicht auf einem der letzten Plätze zu gelangen. Wir schicken „Lord of the Lost“ in den Wettkampf.

Böse Menschen singen auch

Laut Süddeutscher Zeitung wurde mit der Nominierung von „Lord of the Lost“ gestern Abend in Köln nur ganz knapp eine Katastrophe verhindert. Zweitplatzierte und lange wohl als Favorit gehandelt wurde Ikke Hüftgold. Jener Mensch, der das unsägliche Lied
Layla“ zu verantworten hat. Immerhin hätte sich Deutschland mit ihm und seinem Beitrag „Lied mit gutem Text“ eine mögliche Ausrichtung des Eurovision Song Contest in 2024 garantiert erspart. Privat soll Matthias Distel, wie der Mensch hinter Ikke Hüftgold heißt, im Übrigen soziales Engagement zeigen, wie es auf der Seite des ESC heisst.

Wer letztendlich bei ESC 2023 gewinnen wird, ist mir herzlich egal. Hauptsache, ich kann darüber dann wieder einen zynischen Text schreiben.

Kommen wir aber noch mal auf das Thema Lieder und Singen generell zurück. Immer wieder geht mir dieses Sprichwort durch den Kopf:

Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder.

Nach wie vor finde ich es einfach nur falsch. Vergangenen Samstag auf der „Demonstration für den Frieden“ wurde gesungen. Darüber hinaus aber auch fleißig in der Zeit des Nationalsozialismus. Und ja, diese Menschen kannten und hatten eine ganze Reihe von Liedern — wollte ich mal so gesagt haben.

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