Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Die Verschärfung des Zugangs zu DB-Lounge sehen Kunden und Nicht-Kunden als neue Ungerechtigkeit der Bahn.

Ahnungslos mit Meinung

Die Bahn hat angekündigt, dass der Zugang zu ihren Lounges, in denen man kostenlose Zeitungen und Getränke sowie Ruhe genießen kann, erschwert werden soll. Was folgt, ist erstmal ein großer Aufschrei in Deutschland. Einige davon in einer Qualität wie dieser:

Danke, Bahn. Wieder ein Argument fürs Auto.

Als ob man an Raststätte an der Autobahn gratis Getränke bekommt oder einfach so mal eben kostenlos auf ein sauberes aufs Klo kann.

Großartige sind auch die Kommentare, in denen darauf gepocht wird, mit einem 9-Euro Nahverkehrsticket in die DB-Lounge für den Fernverkehr gelassen zu werden. Da wären wir dann wieder bei einem typisch deutschen Grundproblem. Man ist bezogen auf das Thema ahnungslos oder glänzt mit ungesundem Halbwissen, hat aber eine Meinung. Die wird dann lautstark kund getan. So ist das nicht nur bei der Bahn, sondern auch beim Fußball oder allem, was mit Schule zu tun hat. Schließlich ist jeder mal zur Schule gegangen, was ihn automatisch zum Experten für den Bildungsbereich macht.

Natürlich sind Fußball, Schule und die Bahn ein Teil unseres täglichen Lebens, mit denen jeder eine eigene Erfahrung gemacht hat. Jeder hat dem entsprechen auch seine eigene Meinung dazu. So weit, so normal.

Nur entsteht halt häufig der Irrglauben, die subjektive Wahrnehmung entspreche der Realität. Die Meinung wird dann leider verwechselt mit Wissen über eine Sache.

Die DB-Lounge kenne ich persönlich als jahrelanger Kunde der Bahn und ehemaliger Besitzer einer Bahncard-100 tatsächlich aus eigener Erfahrung.

Aufwertung der DB-Lounge

In vielen Städte empfand ich die DB-Lounge häufiger etwas überfüllt — insbesondere in Köln. Ruhe genießen fiel oft nicht leicht, besonders, wenn andere Reisende die DB-Lounge als Büro beziehungsweise Konferenzraum verwendeten. War ja auch recht günstig. Als Besitzer einer Bahncard-100 zum Beispiel konnte man noch eine Begleitperson kostenlos mitnehmen, dazu gab es dann noch gratis Getränke. Wie lange man sich in der Lounge aufhielt und ob man überhaupt an dem Tag mit dem Zug unterwegs war, kontrollierte niemand.

Einige der Reisenden legte auch eine ausgesprochen Erwartungshaltung an den Tag in Bezug auf das, was die Mitarbeiter der Bahn in der DB-Lounge zusätzlich noch leisten sollten. Mir war es dann persönlich immer unangenehm, wenn ich gelegentlich meine Frau in die Lounge in Köln mitnahm, weil wir auf dem Rückweg von der Innenstadt an heißen Sommertagen Durst hatten.

Die Erschwerung des Zugangs zur DB-Lounge kann man empört kommentieren, wenn man nur die Gratis-Mentalität im Kopf hat. Ich für meinen Teil sehe er eine Aufwertung des Angebots. Eine überfüllte Lounge nutzt am Ende nämlich niemanden und führt lediglich dazu, dass mal wieder über die Bahn geschimpft wird.

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