Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Abweichende Meinung müssen gerade in einer Demokratie möglich sein. Nicht alles bedeutet automatisch fischen am rechten Rand.

Stimmenfang am rechten Rand?

In Köln sah ich nur gelegentlich Angler am Rheinufer sitzen. Es schien mehr so ein Hobby alter einsamer Männer und Heranwachsender in Gesellschaft gleichaltriger mit Bierdosen zu sein. Hier in Ostfriesland ist Fischen ein generationsübergreifende Angelegenheit. Man sieht an den Grachten jede Altersgruppe vertreten — die meisten haben hoffentlich auch einen Angelschein. Auffälliger ist allerdings, wie wenig Frauen angeln. Ehrlich gesagt habe ich in den über zwei Jahren hier in Emden noch keine einzige Frau mit einer Angel gesehen.

Daher verwunderte es mich, dass Gitta Connemann,  CDU-Bundestagsabgeordnete aus Leer, angeblich am rechten Rand fischen sollte. In der Emder Zeitung am Donnerstag erhoben verschiedene Gewerkschaftsvertreter massive Vorwürfe gegenüber Connemann. Sie hatte es gewagt, Kritik am Streikrecht zu äußern und in den Raum geworfen, dass dies nicht um jeden Preis gelten soll. Sie schlug ein vorgelagertes verpflichtendes Schlichtungsverfahren in kritischen Bereichen vor.

Eine Gewerkschaft darf nicht ein ganzes Land für ihre Interessen in Geiselhaft nehmen.
Gitta Connemann

Mir erschließt sich an der Stelle nicht, warum man Frau Connemann deshalb unterstellt, auf Stimmenfang am rechten Rand zu gehen. Was hat ihre Position damit zu tun? Ganz ehrlich, als ich noch regelmäßig mit der Bahn gependelt bin und häufiger von Streiks betroffen war, ging mir ähnliches (siehe Zitat) durch den Kopf. Bewege ich mich daher am rechten Rand?

Im Trüben fischen

Ehrlich, ich bin weder CDU-Mitglied noch sympathisiere ich mit dieser Partei. Das als Hinweis. Meiner Meinung sollte es jedoch innerhalb einer Demokratie möglich sein, kontrovers bestimmte Ideen und Ansätze zu diskutieren, ohne direkt mit Totschlagargumente mundtot gemacht zu werden. Fairerweise gab die EZ Frau Connemann die Gelegenheit, in einem Interview zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen.

Streik muss das letzte Mittel sein, nicht das erste
Gitta Connemann

Die Einschätzung von Frau Conneman, man habe sie bewusst falsch verstanden, teile ich. Die Aufrechterhaltung einer Grundversorgung ist durchaus erstrebenswert. Klar, Streiks sollten auch weh tun, es stellt sich für mich halt nur die Frage, wem sie weh tun sollen. Dem jeweiligen Arbeitgeber oder größeren Teilen der Gesellschaft, die keinen mittelbaren Einfluss auf die Entlohnung haben.

Tatsächlich ist der Vorwurf, am rechten Rand zu fischen, definitiv unter der Gürtellinie. Nur weil man einer anderen Meinung ist als die Gewerkschaften, gehört man nicht schon zum rechten Lager an. Da sollte man mal nach Berlin schauen zur sogenannten „Friedensdemo“ von Schwarzer und Wagenknecht. Die haben bewusst am rechten Rand gefischt und sich zu willfährig Helferinnen von Putin gemacht.

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