Antworten auf die Frage der Ursache für den Personalmangel in den Schulen interessieren nicht. Ausbeutung gilt bereits als Lösung.
Situation in den Schulen
Ist man selber betroffen oder mit einer Lehrkraft verheiratet, kennt man die wahre Bedeutung des Begriffs Personalmangel. Die in der Schule tätigen Personen werden nämlich gehörig in die Mangel genommen. Kein Wunder, dass sich Lehrerinnen und Lehrer am Ende eines Schultages immer so platt fühlen.
Nein im Ernst, Vorstellung davon, wie der Alltag einer Lehrkraft aussieht und die Realität weichen deutlich voneinander ab. Während meiner eigenen Schulzeit sah ich Lehrer als Menschen, die Nachmittags viel Freizeit haben. Und dann noch die vielen Ferien. Möglich, dass es früher wirklich mal so war. Mit dem Schulalltag von heute hat diese Vorstellung nicht viel gemeinsam.
Ferien, so lernt man auch, sind lediglich unterrichtsfreie Zeit. Wenn ich das Arbeitspensum meiner Frau, die Lehrerin an einem Gymnasium ist, mit meinem vergleiche, schneidet sie trotz „Ferien“ deutlich schlechter ab.
Nehmen wir mal ein ganz einfaches Beispiel. Wenn ich krank bin, bin ich krank. Ich sitze dann nicht am Schreibtisch und beantwortet E-Mails. Oder nehme Telefonate entgegen. Wenn meine Frau krank ist, wird erwartet, dass sie für den Vertretungsunterricht Aufgaben zur Verfügung stellt.
Auch gibt es spürbaren Druck, was das zeitnahe Korrigieren von Klausuren angeht. Dazu volle Klasse mit teilweise Schülerinnen und Schülern, die man früher nicht auf ein Gymnasium gegangen wären.
Schweigen über Personalmangel
Aktuell wird mal wieder über Personalmangel in den Schulen diskutiert. Ein Beratergremium der Kultusministerkonferenz fordert als eine Lösung, dass Lehrerinnen und Lehrer mehr arbeiten sollen. Sehe ich mir die Arbeitsbelastung meiner Frau an, kann ich nur den Kopf schütteln. Noch mehr arbeiten? Die schon vorhanden hohe Arbeitsbelastungen im Kollegium führt zu zwei Dingen. Zum einen bei denen, die es sich finanziell leisten können, zur Reduzierung der Stelle, spricht Teilzeit. Zum anderen zu krankheitsbedingten Unterrichtsausfällen. Arbeit kann krank machen, das ist nichts Neues.
Wie der Personalmangel zustande gekommen ist, darüber wird sich weitestgehend ausgeschwiegen. Dafür hat das Beratergremium aber tolle Lösungen zur Hand für die Politik. Etwa eine starke Beschränkung der Möglichkeit zur Teilzeit. Außer acht gelassen dabei wird, warum es in Schulen (bei meiner Frau an der Schulen liegt er bei etwa 50 %) einen so hohen Anteil an Teilzeitbeschäftigten gibt. Garantiert nicht liegt es nämlich daran, dass Lehrer so viel Freizeit haben.
Meine Prognose: Eine noch höher Arbeitsbelastung wird zu noch mehr Ausfällen führen. Werden gleichzeitig die Möglichkeiten zur Teilzeit beschränkt, wird das zu einer beruflichen Umorientierung führen. Ebenso schafft so was keine Anreize für Studierende, Schule als Arbeitsfeld für sich zu entdecken. Im Gegenteil, es wirkt abschreckend.
Rezepte von Gestern
Alles, was von dem Beratergremium der Kultusministerkonferenz kommt, sind meiner Meinung nach Rezepte von gestern. Der Personalmangel wird damit nicht behoben, sondern nur noch schlimmer werden. Die Lehrerverbände bezeichnen daher die Vorschläge nicht ohne Grund als blanken Hohn. Was wirklich erforderlich ist, sind grundsätzliche Debatten über die Zukunft der Schulen. So was unterbleibt aber bewusst, weil alles, was auch nur ansatzweise wirklich helfen könnte, viel Geld kosten wird.
Meiner Meinung nach ist der Personalmangel Ergebnis jahrzehntelangem Versagens der Bildungspolitik in Deutschland. Wirklich gute Ideen verschwinden dagegen in der Schublade. Oder erinnert sich noch jemand an das Gutachten der Bildungskommission NRW „Zukunft der Bildung – Schule der Zukunft “ von 1995?