Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Den ESC 2022 muss man als Beitrag zur Völkerverständigung und als Stimme für den Frieden betrachten. Musikalisch spielt er keine Rolle.

Ostfriesland singt

Seien wir ehrlich. Emden hat mit dem ESC 2022 etwa so viel zu tun wie Ostfriesland mit dem Hochgebirge. Gut, wir haben den Friesenhügel. Aber niemand von uns wird jetzt ernsthaft annehmen, die Alpen seien eigentlich nur die aufgeschütteten Hinterlassenschaften von Ötzi und seinesgleichen.

In Bezug auf den ESC 2022 verhielten sich meine Frau und ich so, wie schon so oft die Jahre davor in Köln. Wir ersparten uns das lange vor der Glotze hocken so wie die deutsche Moderation des Events und beschränkten uns auf die Zusammenfassung in der Süddeutschen Zeitung am Folgetag. Ebenfalls verzichteten wir auf Wetten, ob Deutschland den vorletzten oder letzten Platz schaffen würde.

Stattdessen verbrachten wir gestern den Abend im Cassenspark bei einem musikalischen Event mit Oliver Jüchems. Die Musik war gut, das Bier war — die Wurst hat lecker geschmeckt. Ist halt so, dass meine Frau und ich nicht so auf glatte Fernsehbiere stehen. Aber immerhin, sehr pfiffig vom Veranstalter, Krombacher in Flaschen ohne Kronkorken zu verkaufen, wenn der Hersteller gerade ein Gewinnspiel laufen hatte, bei dem es Cash-Korken gibt.

Egal. Uns jedenfalls hat der Abend gut gefallen, auch wenn wir am Ende nicht mehr so viel Stehvermögen hatten. Lag nicht am Bier, sondern am Rücken — dem Alter und der Gartenarbeit am Nachmittag geschuldet.

Ukraine gewinnt den ESC 2022

Kommen wir aber zum ESC 2022. Der fand dieses Jahr in Italien statt. Vermutlich, weil im letzten Jahr ein italienischer Sänger für sein Land den Sieg nach Hause geholt hat. Wie dem auch sein, sehr ausführlich schrieb Juliane Liebert in der SZ über den ESC 2022. Ihr Text ist umklammert von den deutschen Käseigeln. Für die Jüngeren: Käseigel war mal „In“, als das auch für Fototapeten, Partykeller, Pril-Blumen, den Grand Prix Eurovision de la Chanson und gehäckelte Klorollenbezüge galt.

Wie dem auch sei, gewonnen hat beim ESC 2022 die Band, dessen Sängern auf dem Kopf einen pinken Klorollenbezug trug. Zufällig handelt es sich beim Kalush Orchestra um eine Band aus der Ukraine. Die russische Reaktion auf den Sieg der Ukraine ließ dann nicht lange auf sich warten. Man beschoss das Stahlwerk in Mariupol mit Phosphorbomben. Was man halt so macht, wenn man selber vom ESC ausgeschlossen wurde.

Auf dem zweiten Platz kam dann Jesus, oder jemand aus Großbritannien mit einer gewissen Ähnlichkeit. Allerdings dürfte Jesus wohl deutlich geschmackvoller gekleidet gewesen sein.

Wirklich überraschendes gab es beim gestrigen ESC nicht. Auch nicht, dass Deutschland wie so oft in letzter Zeit den letzten Platz belegte. Gute Musik spielt halt anderswo.

Im Übrigen: Der Beitrag aus Armenien zeigte, was mit dem ganzen gehamsterten Klopapier im ersten Jahr der Pandemie passiert ist.

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