Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Literaturkritik als Schlachtfeld

Das Thema Literaturkritik ist ein weites Feld. Auf dem beerdigen Autoren gerne ihre gefühlten Widersacher.

Richter oder Henker?

Seit gut zwei Wochen lag (und liegt wieder) ein Flyer auf meinem Schreibtisch, direkt unter dem iMac. Im Prinzip schau ich die ganze Zeit darauf, gedacht als Erinnerung an die Veranstaltung „Richter oder Henker“ mit Gerhard Henschel gestern Abend in der Johannes a Lasco Bibliothek in Emden. Es sollte um Autoren und die Literaturkritik gehen.

Als ich gestern meine Blogartikel über das Interview in der Süddeutschen Zeitung mit Uwe Tellkamp schrieb, sah ich also den Flyer. Allerdings handelt es sich bei meiner kurzen Auseinandersetzung definitiv nicht um Literaturkritik. Ehrlicherweise räumte ich auch ein, nie etwas von Tellkamp gelesen zu haben.

Mir ging es auch nicht um das Buch von Tellkamp, sondern um seine politische Haltung. Für mich ist die mehr als fragwürdig. Darüber hinaus schrieb ich in diesem Blog das eine oder andere Mal auch über tatsächlich gelesene Bücher und ihre Autoren. Auch das würde ich nicht als Literaturkritik, sondern mehr als Rezension verstanden wissen. Wobei, die Grundsatzfrage stünde dann im Raum, was Kritik und Rezension voneinander unterscheidet. Über Brettspielrezensionen schweige ich mich im Übrigen aus gutem Grund lieber aus.

Streifzug durch die Literaturkritik

Kommen wir aber zur Literaturkritik der Profis. Wobei nach dem spannend und unterhaltsamen Streifzug gestern Abend, den Gerhard Henschel bot, sich die Frage stellt, ob Literaturkritiker tatsächlich Profis sind. Oder lediglich Menschen, die ein Groll auf ihre Mitmenschen hegen und das Feuilleton nutzen, um sich auszutoben.

Gerhard Henschel lieferte zahlreiche Beispiel aus der Literaturkritik, die verfilmt wohl etwas fürs Vorabendprogramm der Privatsender wären. Besonders drei Ausschnitte sind bei mir hängen geblieben. In Zusammenarbeit mit Wiglaf Droste und Henschel entstand das Buch „Der Mullah von Bullerbü“. Darin taucht der Theologe Hans Küng auf, der bei einer Lesung in einem trostlosen Einkaufscenter mit einem amerikanischen Erfolgsautor mit ähnlich klingendem Nachnamen verwechselt wird. Henschel brachte die Erwartungshaltung der sächsischen Zuhörer von Küng herrlich zum Ausdruck.

Für Verwunderung sorgte Henschels Literaturkritik am Roman „Träum den unmöglichen Traum“ von Johannes Mario Simmel fand ein Echo in „Meine sieben Leben“, mit Unterstützung von Harald Wieser entstanden Autobiografie von Harald Juhnke. Als Zuhörer hatte man ein großes Fragezeichen über dem Kopf.

Abschluss und wohl auch Höhepunkt des gestrigen Abends war dann „Auf der Pirsch mit Deutschlands erstem Nacktförster“, eine Satire von Henschel in der taz. Hier gab es dann eine Reaktion seitens des brandenburgischen Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Raumordnung welche bewies, dass auch in einer Behörde Menschen mit Humorbegabung zu finden sind.

Nach zwei Stunden hieß es dann „Den Vorhang zu und alle Fragen offen“, aber nicht ganz. Auf jeden Fall lernte man nämlich auf unterhaltsame Weise etwas über Literaturkritik.

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