Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Karl saß im Zug auf der Rückfahrt nach Bad O. Noch wohnt er bei seinen Eltern und musste in der Vorlesungszeit immer pendeln. Wie so viele, die einen heimatnahen Studienort wählten.Mit dem Zeigefinger schob sich Karl die Brille auf der Nase nach oben. Mit seinen Eltern kam er eigentlich klar. Zu Hause zu wohnte sparte auch Geld. Für gewisse andere Dinge stellte Bad O. jedoch ein Problem dar.

Der Zug hielt am einen von zwei Bahnsteigen in Bad O. Karl stieg aus und schob sich durch eine Gruppe angetrunkener Jugendlicher. Erst in zwanzig Minuten würde ihr Gegenzug in die Großstadt eintreffen. Schnell durchquert Karl das Bahnhofsgebäude. Es unterschied sich von einer öffentlichen Toilette einzig durch seine Größe. Tote Fenster, ein verlassener Fahrkartenschalter und ein Kiosk mit fünf Jahre alter Werbung in der gesprungenen Schaufensterscheibe.

Erst draußen holte Karl wieder Luft. Rechts neben dem Bahnhof stand sein Fahrrad noch genau so unversehrt wie am Nachmittag. Fahrraddiebe gab es keine in Bad O., wo sollte man auch hin mit dem Fahrrad. Karl schloss das Rad auf und schwang sich darauf. Quer über die Bahnhofstraße radelte er in den Fußgängerbereich, vorbei an flackernden Laternen. An der Metzgerei Beerendorf bog er rechts in die Feldstraße ab. Ihr Aussehen stand ihrem Namen in nichts nach.

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