Schokolade ist trotz ihrer Süße oft ein bitteres Geschäft. Fehlende Moral wird häufig mit dem Erhalt von Arbeitsplätzen entschuldigt.
Arbeitslose sollen frieren
Seitens der Bundesregierung versucht man bereist vorsichtig, Wirtschaft und Bevölkerung auf die Verschlechterung der Gasversorgung einzustimmen. Der Grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck setzte gestern die Frühwarnstufe des „Notfallplans Gas“ in Kraft — so ist in etwa so, als wenn man in der Schule einen Blauen Brief mit dem Hinweis bekommt, die Versetzung sei gefährdet.
Die nicht ganz so schlimme Nachricht dabei: Verbraucherinnen und Verbraucher zu Hause müssen nicht befürchten, dass ihnen so schnell das Gas abgedreht wird. Private Haushalte gehören zu den besonders geschützten Verbrauchergruppen. Zuerst wird der freien Wirtschaft das Gas abgedreht. Insbesondere dort, wo es nicht systemrelevant ist. Nicht allen schmeckt das. In der Emder Zeitung kam Jörg Waskönig, Chef des Kabelherstellers Waskönig + Walter, zu Worte:
Der jetzige Ansatz der Politik – Verbraucher schön warm zu Hause lassen und dafür das produzierende Gewerbe in den Gas-Lockdown zu schicken – springt einfach zu kurz.
Schließlich sei es gerade das produzierende Gewerbe, welches ordentlich Steuern zahle. Anders gesagt findet es Waskönig ok, wenn wir frieren, damit er Arbeitsplätze sichert und ordentlich Gewinne machen kann. Apropos Arbeitsplätze und Gewinne. Da fällt mir die Sache mit der Schokolade ein.
Krieg mit Schokolade finanzieren
Grundsätzlich ist Schokolade eine eher bitteres Produkt, wenn man sich die Rahmenbedingungen für die Produktion von Kakao anschaut. Nun ist es natürlich häufig so, dass die Hersteller von Schokolade an der teuersten Zutat im Endprodukt gerne sparen. Bei den allermeisten Sorten ist die Hauptzutat daher Zucker. Dazu irgendwelche Stabilisatoren und Ramsch-Fette.
Verbraucherinnen und Verbraucher sind jedoch von Klein an auf diese Schokolade konditioniert. Dabei zeichnet sich gute Schokolade nicht nur die hochwertigen Zutaten, sondern auch durch faire gehandelten Kakao aus. Wie das geht, zeigt etwa der österreichische Hersteller Zotter.
Aus dem Sortiment im handelsüblichen Supermarkt war mir bisher die „Ritter Sport“ der Alfred Ritter GmbH bisher nicht unsympathisch. Ein deutsches mittelständisches Familienunternehmen. Seit gestern ist das allerdings anders, als ich davon erfuhr, wie die Firma auf den Angriffskrieg Russlands reagierte. Nämlich gar nicht. Während andere Firmen dem Sanktions-Kurs folgen und ihre Produkte nicht nach Russland liefern, wird die Schokolade von Ritter Sport weiterhin nach Russland geliefert. Schließlich hängen bei einem Marktanteil in Russland von sieben Prozent auch Arbeitsplätze am Produkt.
Verbraucherinnen und Verbraucher lassen das nicht gelten und rufen zu Recht zu einem Boykott auf. Darauf wiederum reagiert Ritter Sport und will nun seine Gewinne aus Russland-Geschäft an humanitäre Organisationen spenden. Möglicherweise wäre es hier hilfreich, etwas konkreter zu werden und direkt an diejenigen zu spenden, die sich um die Opfer in der Ukraine kümmern. Andernfalls könnte das Geld ja auch an humanitäre Organisationen fließen, die sich etwa um kriegsversehrte russische Soldaten kümmert.