Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Trotz starker Sanktionen möchte der russische Diktator Wladimir Putin den Rubel weiter rollen lassen. Gas wird zur Waffe.

Kein Wodka mehr

Viel Geld verdienen und wieder ausgeben, dafür steht die Redewendung „der Rubel rollt“. Angesichts von Sanktionen gegen Russland aufgrund des Angriffskrieges gegen die Ukraine muss man die Redewendung freilich etwas überdenken. Der Boykott des Landes ist auch hier in Ostfriesland endgültig im Alltag angekommen. Gemerkt habe ich das vor wenigen Minuten, als mir ein örtlicher Lieferdienst (eigentlich der einzige hier in Emden) Biernachschub brachte — da wären wir wieder beim Nachteil eines Lebens ohne Auto. Im Übrigen war einer der zwei Kästen alkoholfrei, aber darum geht es ja jetzt nicht.

Jedenfalls, der sympathische Mensch, der uns das Bier brachte, meinte, sie würden alles liefern, außer russischen Wodka. Und schon führten wir mitten drin in einer zehnminütigen interessanten politischen Diskussion, die ich sehr genossen habe. Sie bestätigte auch wieder meine Haltung, dass man niemanden in einer Schublade stecken sollte, nur weil er seinen Lebensunterhalt mit einer bestimmten Tätigkeit bestreitet.

Kurz noch mal zum einleitenden Satz. Nach offiziellem Sprachgebrauch handelt es sich bei Wladimir Wladimirowitsch Putin um den Präsidenten der russischen Föderation. Sein Verhalten und die Menschen, die er bereits auf dem Gewissen hat, weisen aber in eine andere Richtung. Für mich ist Putin ein lupenreiner Diktator.

Gas nur gegen Rubel

Zurück zum Rubel und den Sanktionen. Putin will das Ganze aushebeln, in dem er für Gaslieferungen nach Europa und in andere unfreundlichen Staaten nur noch Rubel akzeptiert. Mit der Ankündigung stabilisierte sich der Rubel-Kurs erstmals wieder und stieg leicht ab. Ob da bleibt, ist allerdings fraglich.

Ebenfalls wird die Bezahlung andere Waren und Dienstleistungen nicht mehr in Fremdwährung akzeptiert. Es trifft also nicht nur die Gaslieferung, sondern auch alle die Firmen, die nach wie vor ihre Geschäfte in Russland machen und in unfreundlichen Staaten beheimatet sind. Für einen Moment wirkt das wie ein Geniestreich. Tatsächlich erinnert Putin weniger an ein Genie als an ein Kleinkind, dem man im Sandkasten die Schaufel weggenommen hat, weil es damit andere Kinder schlug.

Jeder Tag macht die Situation schlimmer. Für die Menschen in der Ukraine, für uns andere und ja, auch für Putin. Schon jetzt sehe ich keinen gesichtswahrenden Ausweg. Nach dem Verlust eines russischen Kriegsschiffs durch ukrainisches Militär steigt auch die Wahrscheinlichkeit eines begrenzten Atomschlags gegen die Ukraine mit substrategischer Nuklearwaffen. Das könnte dann weiter eskalieren.

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