Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Hetze als Meinungsfreiheit

Meinungsfreiheit ist ein hohes und durch das Grundgesetz in Deutschland geschütztes Gut. Hetze sollte allerdings keinen besonderen Schutz genießen.

Erdgas vor Borkum

Fangen wir mit einem weniger brisanten Thema zur Einstimmung an. Erdgas. Gut, weniger brisant war jetzt möglicherweise vielleicht doch gelogen. Erdgas ist zurzeit wieder hoch politisch. Nordstream 2 liegt auf Eis, der russische Irre spielt mit dem Gedanken, den Gashahn für Europa ganz zuzudrehen und in den Niederlanden sorgt die Förderung vor Ort für schwere Schäden.

Infolgedessen werden die Stimme wieder laut, die eine Erdgasförderung in der Nordsee fordern. Im Wattenmeer, niederländischer Teil. Nur 500 Meter von deutschem Hoheitsgewässern entfernt und 20 Kilometer von Borkum. Das niedersächsische Wattenmeer ist UNESCO-Weltnaturerbe — geopfert einem höheren Ziel?

Die Auswirkungen der Förderungen wird man auf jeden Fall auch auf Borkum spüren. Krieg hin oder her, ich persönlich halte den Raubbau an der Natur für einen großen Fehler. Schlimm finde ich auch, wie man jetzt schamlos den Krieg als Argument aus dem Hut zaubert, um den Widerstand bei einem schon länger ins Auge gefassten Vorhaben zu brechen.

Künftige Generationen wird suggeriert, man hätte keine andere Wahl gehabt und sich daher für das geringere Übel entschieden.

Kein Platz für Hetze

In einer Hinsicht ist Erdgas und die Förderung vor Borkum allerdings ein tatsächlich weniger brisantes Thema. Es führt nicht zu Kommentare voller Hetze in den sozialen Medien. Bei Corona etwa sieht das deutlich anders aus. Die Erwartung an Meta (formerly known as Facebook) sind relativ gering. Hetze gedeiht weiterhin auf der Plattform. Umso erstaunlicher ist es, wenn klassische Printmedien Hetze ein Forum bieten. So etwa die Emder Zeitung.

Mich führt das zur Frage, ob die Rubrik Leserbriefe nicht längst ein Fall für die Einsparung von Papier wäre. Klar, es heißt immer so schön, sie spiegeln nicht die Meinung der Redaktion wider. Es gibt allerdings Grenzen, nicht nur des guten Geschmacks. Seriöse Medien sollten Sätze wie „Wir bekommen nur scheibchenweise Teile unserer Freiheit zurück, welche uns Politiker genommen haben ohne dafür wissenschaftliche Argumente zu haben.“ nicht veröffentlichen. Mutmaßungen über erzwungen medizinische Maßnahme durch Politiker sind für mich Hetze gegen unsere Demokratie, ihre in freier Wahl gewählten Vertreter und gegen den Staat. In einer Zeitung hat so was nichts verloren.

Die Emder Zeitung wäre auch gut beraten, jemanden für den Bereich Social Media abzustellen und die Kommentare zu verlinkten Artikel der Zeitung zu moderieren. Was zu dem Artikel „Ungeimpfte werden zentral gemeldet“ auf Facebook gepostet wurde von Usern, geht schon über Hetze hinaus.

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