Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Auch ohne Berge möchte man in Ostfriesland hoch hinaus. Die geplante Zentralklinik ist ein größenwahnsinniger Albtraum.

Denkmal für Größenwahn

Größenwahnsinnige Bauprojekte kenne ich noch aus der Zeit, als ich in Köln wohnte. Wobei es keine rheinländische Spezialität ist. Man kennt so was auch aus Berlin (Flughafen BER) oder von Stuttgart 21 — um nur zwei Beispiele zu nennen. So was aber auch in der neuen ostfriesischen Heimat zu erleben, ist allerdings sehr befremdlich. Bereits als ich zum ersten Mal, gerade frisch zugezogen, vom Projekt Zentralklinik hörte, hielt ich das für eine ausgesprochen dumme Idee. Par ordre du mufti soll das Großprojekt trotz zunehmenden Widerstands in der Bevölkerung durchgedrückt werden. Einer der bekanntesten Befürworter der Klinik auf der grünen Wiese (dazu später mehr) ist der Emder Oberbürgermeister Tim Kruithoff.

Ursprünglich sollte die Zentralklinik 250 Millionen Euro kosten. Draus wurden dann 400 Millionen, mittlerweile rechnet man mit mindesten 720 Millionen Euro. Fast das Dreifache, dabei hat man noch nicht mal mit dem ersten Spatenstich angefangen. Wie bei so vielen Projekten dieser Größenordnung dürfte es auch bei der Zentralklinik bei der Umsetzung (sprich beim Bau) zu einer weiteren Kostensteigerung kommen. Das Land Niedersachsen soll 25 Prozent mit finanzieren. Den Rest soll als Darlehen aufgenommen werden.

Millionengrab Zentralklinik

Aus meiner Sicht gibt es vier Problembereiche bei der Zentralklinik. Die bereits im Vorfeld kalkulierten hohen Kosten werden dazu führen, dass die Klinik bis aufs äußerste profitable wirtschaften muss. Sagen wir es mal ganz platt: Am besten weit über den Bundesdurchschnitt hinaus Knie- und Herzoperationen vornehmen. Ob das zum Wohl der Patientinnen und Patienten sein wird, kann bezweifle werden.

Für die wäre nämlich auch ein gut ausgestattetes Krankenhaus im Nahbereich sinnvoll. Ob das Klinikum in Emden überhaupt weiter Bestand haben wird, halte ich für fraglich. Für meine Frau steht vor allem die Keim-Problematik im Vordergrund. Je größer ein Krankenhaus ist, desto komplexer und anspruchsvoller wird es mit der Hygiene. Krank aus dem Krankenhaus kommen, so was ist längst kein Einzelfall mehr. Gerade die Pandemie sollte uns zudem gelehrt haben, vor welchen Herausforderungen Krankenhäuser noch stehen können.

Kritik am Standort der Zentralklinik gibt es auch von Umweltschützern. Das Projekt soll auf der grünen Wiese umgesetzt, die notwendige Infrastruktur muss erst noch gebaut werden. Dass auch noch Kosten, die bisher nicht auftauchen und zulasten von Emden und des Landkreises Aurich gehen werden.

Problematisch ist aus Sicht des Umweltschutzes nicht nur die Zersiedlung der Landschaft, sondern der Umstand, dass der Neubau in einem Überflutungsgebiet liegen wird.

Laut Claus Eppman (der mit der vorzeitigen Impfung…) gibt es keinen Plan B. Der wäre jetzt aber dringend nötig.

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