Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Tim ließ das Paket vom Bootsrand in die Havel gleiten. Diesmal gab es keinen Protest von seinem Opa. Im Schutz der Dunkelheit ruderte Tim zurück ans Ufer. Nur noch der Rollstuhl blieb über. Vielleicht ein Kassenmodell mit Seriennummer. Lieber nichts riskieren. Auf der Rückfahrt über Hamburg würde sich schon eine Gelegenheit ergeben. Die entwendeten Requisiten mussten auch irgendwo entsorgt werden.

Gleich beim ersten Mal sprang der Motor des Audis an. Ein älteres, aber unauffälliges Modell mit einem Kennzeichen aus Friesland. Selbst ohne Scheinwerfer fand er den Schotterweg durchs Unterholz bis zur Landstraße. Erst einen halben Kilometer später schaltet Tim die Beleuchtung an. Das Radio blieb aus, es galt die Stille zu genießen. Allein in der Dunkelheit unterwegs, nur das Schnurren des Motors als Hintergrundmusik.

Im Handschuhfach befand sich das unveränderte Testament. Tim konnte seine Neugier zügeln und konzentrierte sich auf den Weg, der noch vor ihm lag. Gerade noch rechtzeitig erkannte das die Straße querende Reh. Ein scharfes Bremsgeräusch schnitt durch die Nacht. Gefolgt vom einem scheppernden Geräusch, als der Rollstuhl im Kofferraum vor die Rücklehne klatschte.

Timm presste Luft durch die Lippen. Noch mal Glück gehabt. Das Reh verschwand auf der anderen Seite im Wald. Dann sah er die rote Pfütze auf dem Asphalt, in der sich das Licht des rechten Scheinwerfers spiegelte.

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