Mit etwas Mathe erhält man angesichts der Corona-Maßnahmen das beste Argument gegen eine vermeintliche Spaltung der Gesellschaft.
Womit man rechnen kann
Bis einschließlich der 10. Klasse gehörte Mathe zu meinen Lieblingsfächern in der Schule.
In der Oberstufe folgte dann ein totaler Absturz, den ich mir nach wie vor nicht richtig erklären kann. Möglicherweise lag es an den Lehrkräften. Oder am abstrakten Stoff. Mit Kurvendiskussionen bin ich nie warm geworden. Mir leuchte nie ein, wozu das überhaupt sinnvoll sein kann. Hätte ich damals gewusst, dass ich Fusion360 Modell für den 3-D-Drucker gestalte – nun denn, darum soll es eigentlich gar nicht gehen.
Worauf ich eigentlich hinaus wollte: Mathematik gehört zu den Schulfächern, bei denen eine Menge schiefgehen kann. Sogar unabhängig vom Talent der Schülerinnen und Schüler. Man kann damit rechnen, dass die Abneigung gegenüber Mathe wenig mit der Materie an sich als mit schlechtem Unterricht zu tun hat.
Tragischerweise gehört gerade die Mathematik zu denen Disziplinen, die tief in unser Leben und unseren Alltag hineinreicht. Eine Welt ohne Zahlen ist nicht vorstellbar. Nicht rechnen können ist genauso schlimm wie nicht lesen zu können. Dabei können falsche Zahlen gefährlicher Sprengstoff für eine Gesellschaft sein, insbesondere wenn es um Zusammensetzungen und Verhältnisse geht.
Lernt endlich Mathe!
Damit leiten wir mehr oder weniger elegant über zur Corona-Demonstration in Emden. Sagen und schreibe 460 Menschen demonstrierten für den Schutz ihrer Kinder und gegen den Impfzwang — allein die Bezeichnung „Impfzwang“ ist schon unsachlich und falsch. Lassen wir aber mal die Inhalte einfach so stehen, was ich davon halte, lässt sich ohne Mühe ja auch hier im Blog nachlesen. Nehmen wir das alles einfach mal mit etwas Mathe unter die Lupe. Es wird ja auch in Bezug auf Corona-Maßnahmen und einer möglichen Impfpflicht immer von einer Spaltung der Gesellschaft gesprochen.
Also, laut amtlicher Statik hat Emden 49.611 Einwohner (Stand 30.06.2021). Das sind unsere hundert Prozent. Nehmen wir der Einfachheit mal an, alle diejenigen, die am Samstag demonstrierten, würden unmittelbar aus Emden stammen. Bei rund 4.961 Demonstranten wären wir bei 10 Prozent. Entsprechend ergeben 460 von ihnen weniger als 1 Prozent der Bevölkerung in Emden. Sollten dann noch welche von ihnen aus Hinte, Krummhörn oder anderswo gekommen sein, sieht es noch schlechter aus.
Mit anderen Worten: Zumindest in Emden kann nicht von einer Spaltung der Gesellschaft gesprochen werden, wenn über 90 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner offensichtlich nicht gegen die Corona-Maßnahmen demonstriert hat. Mathe kann so einfach sein. Im Übrigen finde ich es erschreckend, wenn man so einer unbedeutenden Minderheit in Presse und sozialen Medien so viel Raum einräumt.