Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Seit über 5.000 Jahren nutzt der Mensch das Pferd als Reittier. Jetzt konkurriert er mit dem Vierbeiner um ein Corona-Heilmittel.

Wurmmittel gegen Corona

Fangen wir heute mal wieder harmlos an. Zum Beispiel in dem ich euch etwas vom Pferd erzähle. Also nicht im klassischen Sinne. Sondern wirklich etwas von mir und einem Reittier. Andy Warhol prägte den Ausdruck „15 minutes of fame“ — tatsächlich waren es weniger als zwei Minuten, die ich im Sattel verbrachte. Zum Glück war es ein kontrollierter Sturz von einem stehenden Pferd und damals gab es noch keine sozialen Netzwerke und Smartphone Kameras. Der Moment ist daher nicht dokumentiert. Jedenfalls, seit dem ist mein Verhältnis zu Pferde doch etwas gestört.

Aus der Distanz ganz nett, zudem kann ich auch die Liebe zu ihnen von anderen Menschen nachvollziehen. Weniger nachvollziehen kann ich, wenn man statt einer Impfung gegen Corona auf ein Wurmmittel für Pferde zurückgreift. Um es mal in aller Deutlichkeit hier festzuhalten: Ivermectin hilft nicht bei einer Corona-Erkrankung.

Allerdings kann ich inzwischen ansatzweise nachvollziehen, wie man auf so eine bekloppte Idee kommen kann, obwohl man erwachsen ist (Kinder schütten sich zum Beispiel Kakao gegen Ohrenschmerz in die Ohren, ist aber eine andere Geschichte).

2G-plus für das Pferd

Kommen wir aber zu etwas ganz anderem — fast jedenfalls, denn wir bleiben beim Pferd und auch Corona wird ein Thema sein (mal wieder, auch mir hängt es zum Hals raus, aber es nützt ja nichts).

Bereits gestern Abend las ich etwas in der Emder Zeitung, was ich ziemlich unglaublich fand. Heute beim Frühstück las ich dann den Artikel der Redakteurin Annika Schmidt. Sogar im Pferdestall gilt offensichtlich die 2G-plus-Regel. Zu Recht schrieb sie, die „Grenze der Absurdität“ sei erreicht. Die Logik dahinter ist wohl die: Pferdesport ist Sport und für Sport gilt in Niedersachsen weitestgehend 2G-plus. Liebe Entscheider, an dieser Stelle passt der Spruch aus meiner Kindheit: Man solle das Denken den Pferden überlassen, sie hätten größere Köpfe.

Für mich ist die Regel unsinnig. Sie führt sogar dazu, dass Besitzer von Pferden nicht in ihrer Ställe dürfen, wenn sie nicht geimpft und getestet sind. Wer gebooster ist, spart sich den zusätzlichen Test, aber wie Frau Schmidt schrieb, muss man dafür erstmal einen der rar gesäten Termine bekommen. Was allerdings auch nichts nützt, wenn man wie ich erst im vierten Monat nach der zweiten Impfung ist.

Mit solchen nicht nachvollziehbaren Regeln sorgt man nicht dafür, dass sich mehr Menschen impfen lassen. Im Gegenteil, es erhöht die Widerstände, weil man einen Teil der Maßnahmen als Willkür empfindet.

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