Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Irreführende Werbung in sozialen Netzwerken wird toleriert. Das Geschäftsmodell der Plattformen sieht dagegen Sanktionen für Kritiker vor.

Verwarnung von Facebook

Möglicherweise ist das eine der letzten Artikel, die ich auf Facebook posten kann. Wobei ich dort ja lediglich einen Link zu dem Artikel hier in meinem Blog poste. Schon immer gab es gute Gründe dafür, meine Inhalte quasi auf der eigenen Plattform zu verfassen. Die sogenannten sozialen Medien sind nur so lange sozial, wie man als Konsument brav die Klappe hält. Die Erfahrung mussten schon eine ganze Reihe von Nutzern machen.

Kommen wir aber zum Kern. Seit Wochen, nein seit Monaten werde ich auf Facebook mit Werbeanzeigen von diversen Nahrungsergänzungsmitteln und Produkten bombardiert, die mich nicht interessieren. Dazu kommt, dass viele diese Produkte keine evidenzbasierte Wirksamkeitsstudie vorlegen können.

Irgendwann kann einem bei so was der Kragen platzen. Bevor ich aber bei Facebook etwas poste, überlege ich es mir mehrmals — aus Gründen. Vor einigen Tagen gab es in meiner Timeline Werbung von einem Hersteller von Fruchtsirup aus Österreich. Hätte mich eigentlich nicht gestört, wenn es sich nicht um absolut irreführende Werbung gehandelt hätte. Werbung, die man anhand ihrer eigenen Aussage widerlegen kann.

Tat ich dann auch mit einem kurzen Kommentar. Im Ergebnis bin ich dafür heute Nacht von Facebook scharf verwarnt worden, man drohte mir auch mit Sperrung meines Accounts.

Facebook erlaubt irreführende Werbung

Da werden meiner Meinung nach die Tatsachen verdreht, wenn aus einem sachlichen Kommentar SPAM und Falschaussage werden. Gut, anders als die Firma, von der die irreführende Werbung stammt, zahle ich kein Geld an Facebook. Wahrheit und Menschenrechte, die werden schon traditionell mit Füßen getreten, wenn es um Geld geht (siehe olympische Winterspiele 2022 in China).

Egal, schauen wir uns mal an, worum es genau ging. Beworben wurde eine SaftBox. Im Video trat eine Frau auf, die von sich sagte, sie hätte vor der Entdeckung des Produktes so wenig getrunken, dass sie täglich Kopfschmerzen gehabt hätte.

Tatsächlich sollte der Mensch ausreichend trinken. Empfohlen wird eine tägliche Flüssigkeitsmenge von zwei bis drei Liter — wobei ein Teil der Flüssigkeit bereits über die Nahrung aufgenommen werden kann.

Wer zu wenig trinkt, bekommt davon sicherlich auch Kopfschmerzen. Das ist keine irreführende Werbung in dem Clip. Die gängigsten Empfehlungen hinsichtlich des Trinkens weisen je doch darauf hin, idealerweise Wasser oder Getränke ohne Zucker zu sich zu nehmen. Zudem ist Saft ist eben sowenig wie Cola ein Durstlöscher. An dieser Stelle kommen wir dann an den Punkt, warum es für die irreführende Werbung ist, was da verbreitet wurde.

Sirup besteht aus Zucker

Bei der SafBox (die in Wirklichkeit anders heißt) handelt es sich um Sirup. Das ist eingekochter Zuckersaft mit Zusätzen. Auf der Webseite der SaftBox findet man die genauen Inhaltsstoffe (allen voran natürlich Zucker). Spannend find ich die Nährwertdeklaration des Herstellers bei einer einem Mischverhältnis von 1 zu 6 in 100 ml Fertiggetränk. Dies enthält (Aussage des Herstellers) etwa bei der Sorte Holunder 9,7 g Zucker.

In meinem Kommentar verwies ich lediglich darauf, dass die normale Coca-Cola 9 g Zucker auf 100 ml enthält. Ergo, die SaftBox ist nicht besser als Cola.

Kommen wir zurück auf die Kopfschmerzen aufgrund von Flüssigkeitsmangel. Um dem entgegenzuwirken, müsste die Frau schon mehr als ein halbes Glas des „Safts“ trinken — der ja eigentliche ein aus Sirup zubereitetes Getränk ist. Nehmen wir mal einen halben Liter an. Also, 9 g multipliziert mit fünf ergibt 45 g Zucker, die sie am Tag zusätzlich zu sich nehmen würden. Das ist nahe dran an der Obergrenze von 50 g der WHO und diversen Fachgesellschaften.

Meiner Meinung nach ein starkes Stück, wenn man ein potenziell ungesundes Produkt als gesund und der Gesundheit förderlich bewirbt. Die EU hat da strenge Grenzen gesetzt, was irreführende Werbung gerade im Nahrungsmittelbereich angeht. Das kümmert Facebook aber nicht, statt dessen bekommen dann Kritiker eins auf den Deckel.

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