Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Trotz des Klimawandels bleibt Gas nach wie vor ein wichtiger Energielieferant. Zudem eignet er sich als Druckmittel im Kampf gegen Menschenrechte.

Wasserhahn zudrehen

Zähneputzen ist beim mir ein merkwürdiges Ritual. An die Elektrozahnbürste habe ich mich recht schnell gewöhnt, mittlerweile ist bereits die dritte Generation ins Badezimmer eingezogen. Wann meine Frau und ich damit angefangen haben, weiß ich schon längst nicht mehr.

Dafür kann ich mich genau erinnern, wann ich zum ersten Mal mit einer Unart beim Zähneputzen (aus Sicht meiner Frau) begann. Statt wie andere Leute still vor dem Waschbecken zu stehen, bewege ich mich durch die Wohnung, beziehungsweise durch das Haus. Angefangen hat das in den 1990er Jahren während des vierwöchigen Schottland-Urlaubs. Draußen vorm Zelt bin ich dann einfach mit der Zahnbürste im Mund herumgelaufen. Was man dazu sagen muss: Damals habe ich mir mit Salz die Zähne geputzt, das schäumt nicht. Bei den meisten Zahnpasta-Sorten sieht das anders aus. Zahnpasta-Kleckse in der Wohnung verteilt, kann der Partner schon als störend empfinden.

Heute Morgen stand ich brav am Waschbecken, putze mir die Zähne und schaute auf die Zahnpastatube. Eigentlich arbeitete ich gerade im Kopf eine Idee für den heutigen Blogartikel aus. Nach dem, was ich auf der Tube sah, verschwand die Idee plötzlich. Mich irritierte der Satz auf der Tube, obwohl er sinnvoll ist. „Drehen Sie den Wasserhahn beim Putzen zu“.

Diktatoren und das Gas

Ein zugedrehter Hahn sollte beim Zähneputzen selbstverständlich sein. An anderer Stelle wird es ärgerlich bis bedrohlich. Zwar denken die meisten dran, das Gas abzustellen, bevor sie für länger Zeit verreisen. Wenn aber die Versorgung mit Gas abgestellt wird, wird es unangenehm. Lukaschenko, der Diktatur in Bellarus (formerly known as Weißrussland) droht uns damit, Gaslieferungen durch sein Land zu stoppen — es betrifft Transit-Leitungen von Russland nach Europa.

Angesichts bereits jetzt schon explosionsartig steigender Gaspreise ist das extrem ungünstig. Der Hintergrund für die Drohung Lukaschenkos ist schnell erklärt. Er tritt die Menschenrechte in seinem Land mit Füße, was ihm Kritik der EU sowie Sanktionen einbrachte. Das passte ihm nicht, als versucht er, durch sein Land Migranten in die EU zu schleusen. Die wiederum will jetzt die Grenze dicht machen, was dann zur Drohung führte, das Gas abzudrehen.

Menschen in Not und auf der Flucht als Druckmittel einzusetzen, ist ziemlich perfide. Die Gaslieferungen von Russland an die EU zu instrumentalisieren, ist für uns leicht unangenehm, aber ehrlich gesagt ein blöder Schachzug von Lukaschenko. Dem Mann fehlt einfach die Geduld. Eigentlich müsste er nur auf die Macht der Bilder setzen, wenn die EU die Grenzen dicht machen und die europäischen / polnischen Grenzschützer mit Gewalt gegen Flüchtlinge vorgehen. So oder so sitzt die EU in der Zwickmühle.

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