Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Neue Strategie im Umgang mit Corona ist die schrittweise Einstellung der Berichterstattung zu sein. Folgt die Emder Zeitung auch diesem Trend?

Inzidenzwert weggewischt

Dem aktuellen politischen Willen so wie der vermutlich vorherrschenden Meinung zu Folge soll der Inzidenzwert nicht mehr so relevant sein wie noch vor Wochen. Man sieht trotz Delta-Variante die Lage entspannt, schließlich habe man allen ein Impfangebot gemacht. Dennoch liegt die Impfquote in Deutschland bei 59 Prozent vollständig geimpfter Personen.

Für eine Herdenimunität ist das zu wenig. Insbesondere für diejenigen, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden, besteht also nach wie vor ein hohes Risiko.

Ausschlaggebend soll jetzt dennoch nicht mehr die Zahl der Corona-Neuinfektionen der Maßstab sein. Eine der wichtigsten neuen Faktoren ist die Hospitalisierungsinzidenz, also die Anzahl, wie viel pro 100.000 Einwohnern in den vergangen sieben Tagen ins Krankenhaus aufgenommen wurden. Hinzu kommen noch als Kriterium die Anzahl der verfügbaren Intensivbetten, die Anzahl der bereits geimpften und zum Schluss dann doch noch der Inzidenzwert als einer von vier Faktoren zur Beurteilung der Lage.

Persönlich halte ich den Inzidenzwert für Menschen ohne Impfschutz dennoch für eine wichtige Messgröße, denn sie vermittelt das Gefühl, wie hoch die Wahrscheinlichkeit sein wird, sich anzustecken. Für Menschen mit schwerem Verlauf ist auch die Impfquote am Ende herzlich egal, genau so wie die Hospitalisierungsinzidenz.

Abstufung der Emder Zeitung

Ohne das es mir ein Hinweis dazu aufgefallen wäre, hat die Emder Zeitung den Inzidenzwert auch in ihrem Blatt abgestuft. Gut, ich kann an dieser Stelle nicht ausschließen, den entscheidenden Artikel überlesen zu haben — schließlich lese ich hauptsächlich die Süddeutsche Zeitung und die Emder Zeitung ist redlich ein lokales Beiblatt.

Heute ist mir nach mehren Tagen in Folge auf jeden Fall sehr deutlich etwas ins Auge gesprungen. Beziehungsweise aufgefallen, weil es an prominenter Stelle fehlte. Bisher gab es auf der Titelseite der Emder Zeitung, abgesehen von Montag, immer die aktuellen Daten für Ostfriesland. Der Inzidenzwert wurde als farbliche Balken dargestellt, man wusste ähnlich wie bei der Wettervorhersage sofort, woran man ist. Lediglich im Text über den Tod einer 92-jährigen Ostfriesin werden dann Zahlen genannt.

Offensichtlich scheint diese Art der Darstellung aber nicht mehr gewünscht oder gewollt zu sein. Das ist so eine Art Vogel-Strauß Methode. Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Mich interessiert der aktuelle Wert nach wie vor. Schaut man beim Robert Koch Institut nach, stößt man dort auf einen aktuellen Wert für Emden von über 80. Ich finde das durchaus nicht harmlos, zumal der die Kurve mit den Neuinfektionen wieder deutlich nach oben geht.

Kommende Woche mit fünf Tagen regulärem Unterricht wird man dann sehen, wie sich die unterlassenen Maßnahmen (wie etwa der flächendeckende Einbau von Luftfiltern in Schulen) auswirken wird.

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