Mit dem Bundestagswahlkampf beginnt auch der Wettlauf um das dümmste Motto. Die CDU legt mit „Deutschland gemeinsam machen“ kräftig vor.
Bezahltes Praktikum
Im Netz und anderswo mokiert man sich gerade darüber, dass die CDU für ihre Wahlkampagne unter dem Motto „Deutschland gemeinsam machen“ eigene Mitarbeiter für die Fotos genommen hat statt „echte“ Menschen mit den entsprechend Berufen wie etwa Polizistin beziehungsweise Polizist. Ehrlich, man kann der CDU einiges vorwerfen, aber so was ist lächerlich. Wir sind doch alle erwachsene Menschen und wissen schon länger, dass Wahlwerbung nicht der Realität entspricht. Oder glaubte etwa jemand ernsthaft an sichere Renten oder blühende Landschaften?
Abgesehen davon passt es doch ganz gut, wenn die CDU Berufsfremde für ihre Kampagne nimmt. Armin Laschet, der gerade noch ein bezahltes Praktikum als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen macht, wer als Bundeskanzler ja auch berufsfremd.
Viel entscheidender bei Deutschland gemeinsam machen ist doch die Frage, was eigentlich gemeinsam gemacht werden soll. Diese stelle sich auch Mely Kiyak in ihrer Kolumne bei der Zeit. Vermutlich dachten sich ein paar kreative Köpfe, dass etwas Zupackendes in den Slogan für den Bundestagswahlkampf müssten. Außerdem sollten alle einbezogen werden. Und etwas mit Zähnen für den Nationalstolz sollte auch noch dazu. Was dabei herauskommt, sieht man eben an Deutschland gemeinsam machen. Der Slogan klingt nicht nur komisch, er ist es auch.
Immerhin kann man froh sein, dass sich die CDU nicht bei der Bundeswehr bedient hat und den Slogan „Wir. Sind. Deutschland.“ für ihre Kampagne verwendet.
Kein Deutschland gemeinsam machen
Mit Sicherheit gibt es auch Berufsgruppen wie etwa Köche, denen bei Deutschland gemeinsam machen etwas ganz anderes durch den Kopf geht. Irgendwas mit Brei. Mit hoher Wahrscheinlichkeit kommt das aber der Realität nach der Bundestagswahl gefährlich nah. Deutschland gemeinsam machen ist insofern auch ein Eingeständnis der CDU, nicht eine absolute Mehrheit zu schaffen. Man wird auf mindestens einen Koalitionspartner angewiesen sein, so wie in den letzten Jahren. Gemeinsam passt vor allem, wenn man die Verantwortung fürs Scheitern dann praktischerweise auf andere schieben kann.
Persönlich bin ich extrem skeptisch, ob „machen“ tatsächlich das ist, was nach der Bundestagswahl mit Armin Laschet als Bundeskanzler passieren würde. Als ehemaliger Bewohner von NRW habe ich berechtigte Zweifel, da er bereits als Ministerpräsident nicht für Fortschritt und Veränderung stand. Für ein Tempolimit auf Autobahnen von 130 für unlogisch hält, hat das mit dem Klimaschutz noch nicht verstanden. Dafür weiß man aber in der CDU, wie man sich im Wahlprogramm mit Steuererleichterungen für Besserverdienende genau bei diesen beliebt macht.