Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Der Regenbogen mit seinen bunten Farben gilt als Zeichen der Toleranz. Genau damit hat der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán ein Problem.

Sogenannter Friesen-Kandis

Gestern war ich etwas schockiert. Nicht wegen der Beleuchtung der Allianz Arena, dazu komme ich gleich noch. Nein, der Kluntje in meinem Tee löste es aus, bevor er sich auflöste. Für Nicht-Frisen: Kluntje ist Kandis, also Zuckerkristalle. Es gibt hier oben eine Menge Menschen, die sich Zucker in den Tee packen. Einer davon bin ich.

Eine Reihe von Produkten haben eine geschützte Herkunftsbezeichnung. Ostfriesentee muss hier in der Region zusammengestellt werden. Parmaschinken, Champagner und viele andere Produkte werden in der entsprechenden Region und nur dort hergestellt. Aber man darf nicht den Namen selber als Kriterium verwenden. Hamburger werden weltweit zubereitet und Berliner kennt man in der Landeshauptstadt nicht mal.

Zurück aber zum Kluntje. Nach den ersten Aufenthalten auf Borkum habe ich mich an Tee mit Sahne und Kluntje gewöhnt (auch wenn ich statt Sahne Milch nehme). Für einen kräftigen Ostfriesentee ist das auch eine gute Mischung. Bei einem feinen Darjeeling wäre es brutal. Auch zu Hause, damals noch in Köln, wollte ich auf diese Art des Teegenusses nicht verzichten. Aus dem Urlaub brachte ich mir eine große Packung Thiele Tee mit, aber nicht genügend Kluntje. In Köln konnte ich den nicht auftreiben, also deckte ich mich beim nächsten Aufenthalt in Ostfriesland wieder damit ein. Und dann sah ich gestern zum ersten Mal bewusst, wo der Friesen-Kandis hergestellt wird. Bei der Pfeifer & Langen GmbH in Köln. Eulen nach Athen tragen oder so ähnlich nennt man das wohl.

Ungarn hasst Regenbogen

Aber mal Spaß beiseite. Reden wir über den Regenbogen, an dessen Ende natürlich kein Topf voller Gold steht. Andernfalls hätte die UEFA wohl doch kein Problem damit, die Allianz Arena in den Regenbogen-Farben zu beleuchten, während Deutschland gegen Ungarn spielt.

Persönlich bin ich schon lange der Meinung, dass es sich bei den Spitzenverbänden des Fußballs primär um Macht und Geld dreht. Werte, Demokratie, Menschenrechte lassen sich dagegen schlecht vermarkten, wenn man auf mit Despoten gut freund sein will. Unter dem Deckmantel einer angeblichen „politischen Neutralität“ der Fußball-EM pocht man darauf, die Arena in München heute nicht in einen Regenbogen zu verwandeln. Beifall dafür gibt es natürlich von der entsprechenden Seite, zum Beispiel vom ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán. Der hasst den Regenbogen als Symbol für Vielfalt und Respekt, als Zeichen der Akzeptanz und Gleichberechtigung von Menschen, egal welche sexuelle Orientierung sie haben.

Man kann jetzt lange über die Beleuchtung diskutieren, tatsächlich ist es für die Lebenssituation in Ungarn egal, in welchen Farben an welchem Tag die Allianz Arena beleuchtet wird. Wirklich helfen würden aus meiner Sicht knallharte Sanktion auf EU-Ebene gegen Ungar. Wer die europäischen Werte mit Füßen tritt, darf nicht erwarten, dass wir unsere stillhalten.

Eine Antwort

  1. Das Problem ist doch aber, dass die EU genauso zuschaut, dass das Europäische Parlament jetzt den Europäischen Rat vor Gericht ziehen muss, damit dieser die Regeln anwendet und Gelder für Ungarn und Polen einfriert, bis die sich wieder auf rechtsstaatliche und demokratische Werte bekennen. Es geht am Ende überall ums Geld, nicht um Menschenrechte, nicht um Grundwerte, nicht um Gleichheit und Demokratie, nur Geld und Macht ist wichtig.

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