Für viele Menschen ist Glaube Privatsache. Für den Weltfrieden ist diese Haltung auch eher positiv.
Katholik Joe Biden
Bis heute morgen war mir nicht bewusst, dass der US-amerikanische Präsident Joe Biden Katholik ist. Eigentlich sollte auch sein Glaube keine Rolle spielen, aber so einfach ist das leider nicht. Zumindest nicht, wenn man Demokrat und auch noch Befürworter von Abtreibungen ist. Laut Süddeutscher Zeitung schmeckt den katholischen Bischöfen in den USA die Haltung einiger ihrer Schafe in Bezug auf Abtreibung nicht. Gegen den Wunsch von Papst Franziskus haben sie daher beschlossen, künftig Befürworter der Abtreibung vom Sakrament der Eucharistie auszuschließen.
Hingegen haben die katholischen Bischöfe keine Probleme mit notorischen Ehebrechern und Befürwortern der Todesstrafe wie etwa Donald Trump einer ist. Damit positioniert sich die Spitze der katholischen Kirche in den USA eindeutig an die Seite der Republikaner beziehungsweise derjenigen, die sich dafür halten. Im Übrigen gilt Joe Biden als ein der frömmsten US-Präsidenten und Vertreter der katholischen Soziallehre. Aus seinem Glauben heraus definiert sich sein Weltbild und sein Kampf für die Würde und Gleichberechtigung aller Menschen.
Allein schon so gesehen ist Glaube zwar Privatsache, wirkt sich aber in erheblicher Weise auf das Handeln eines Menschen weit in die Gesellschaft hinein aus.
Falscher Glaube
Persönlich, und das möchte ich auch wirklich nur persönlich verstanden wissen, hatte ich den katholischen Glauben seit längerer Zeit für den falschen Glauben. Es beginnt mit der Institution katholische Kirche, die Jesus sicher so nicht im Sinn gehabt hat. Und es geht weiter über Heiligenverehrung, Eheverbot für Priester, die dann auch ausschließlich Männer sein dürfen. Aber wie gesagt, das ist meine persönliche Meinung zu dem, was „Katholizismus“ darstellt.
Immerhin sind wir in weiten Teilen der westöstlichen Welt soweit zivilisiert, dass wir uns gegenseitig nicht mehr für den angeblichen falschen Glauben umbringen. Nehmen wir aber noch mal den Punkt Privatsache auf. Der Glaube eines Menschen sollte weitestgehend keine Rolle spielen. Ob jemand Moslem, Jude, Christ, Buddhist, Hindu oder Pastafari ist, muss egal sein, wenn es um Einstellung und andere Dinge geht.
Während ich diese Zeilen schreiben, wird mir allerdings bewusst, wie problematisch diese Forderung dann doch ist. Was ist, wenn jemand überzeugter Satanist ist und Menschenopfer befürwortet? Möchte ich so jemanden als Krankenpfleger haben?
Oder, um ein anders Beispiel zu nehmen, wenn jemand aus religiösen Grund Bluttransfusionen ablehnt, auch bei seinen Kindern, bei denen es in einer Situation um Leben oder Tod geht?
Falscher Glaube, richtiger Glaube, Privatsache — ich fürchte, dass Thema ist wesentlich komplexer. Vielleicht lässt sich das zu einem Teil auflösen, wenn wir zum Anfang zurückgehen. Universelle Menschenrechte, Freiheit und Demokratie als Werte sollten für alle eine Grundlage sein und über der Religion stehen.