Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Die Impfreihenfolge der Impfreihenfolge und die Freigabe aller Impfstoffe gegen Covid-19 ist eine toxische Mischung.

Notwendige Beschränkung

Mit der Freigabe von was auch immer ist es wie mit dem Geist in der Flasche. Einmal raus, bekommt man ihn nur noch schwer wieder zurück. Nicht alles, was man freigeben kann, ist gut für einen selber oder die Gesellschaft. Von den Gebrüder Grimm gibt es das Märchen „Der Geist im Glas“. Ein junger Mann findet im Wald eine Flasche mit einem darin eingesperrten Wesen. Als er es herauslässt, droht der Geist, ihn zu töten.

Über die (zusätzliche) Freigabe von bestimmten Drogen wird seit Jahrzehnten mit harten Bandagen gestritten. Ebenso über die Öffnung von Geschäften am Sonntag. Eigentlich müsste uns unsere Erfahrung lehren, wie wichtig in einigen Bereichen unseres Lebens Beschränkungen sind. Mitunter verhindern sie auch einen Rückfall in die Barbarei.

Aber genug der Vorrede, kommen wir zum eigentlichen Punkt. Der Freigabe aller Impfstoffe gegen Colin-19 ab dem 7. Juni. Richtig gelesen, ab diesem Datum soll die Impfreihenfolge bundesweit aufgehoben werden. Jeder über 16 Jahren ist dann zur Impfung berechtigt. Derzeit sieht es allerdings nicht so aus, als würde sich die Menge der zur Verfügung stehenden Impfdosen drastisch verbessern.

Damit entsteht eine Situation nicht unähnlich der bereits erwähnten Barbarei. Die schnellen, besser Vernetzen und stärkeren erhalten eine Impfung — auf Kosten anderer.

Gegen die Freigabe

Persönlich halte ich die Freigabe der Impfstoffe für einen großen Fehler. Mit welcher Rücksichtslosigkeit Menschen vorgehen, wurde bereits bei den sogenannten Impfdränglern deutlich. Die Abschaffung der Impfreihenfolge ist quasi eine Legalisierung des Vordrängelns. Sie wäre nur dann gerechtfertigt, wenn ausreichend Impfdosen zur Verfügung stehen würden. Das ist derzeit nicht der Fall. So ist zum Beispiel Emden so notorisch unterversorgt, dass das örtliche Impfzentrum zeitweise schließen muss.

Die Hausarztpraxen sind derzeit hoffnungslos überlaufen, wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Ab dem 7. Juni werden wir durch die Freigabe die Situation haben, dass jeder geimpft werden darf, aber dadurch nicht automatisch geimpft wird. Das wird zu deutlichen Frustrationen führen.

Schlimmer noch ist aber die Auswirkungen auf diejenigen, die tatsächlich zu einer Risikogruppe gehören und bisher noch nicht geimpft wurden. Es gibt keine Garantie, dass dieser Personenkreis nach wie vor von einer Priorisierung profitiert und bevorzugt seine Impfung bekommen wird.

Absolut lächerlich sind auch Aufrufe an die Bevölkerung wie jener vom Vorsitzenden des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery. Seiner Meinung nach seien die Bürger jetzt gefragt, nicht alle sofort in einer Arztpraxis anzurufen. Funktioniert ja auch bisher „prima“. Auch bei Impfen ist jeder sich selbst der Nächste. Impfstoffmangel und in Aussicht gestellte Lockerungen zusammen mit der Freigabe, eine extrem toxische Mischung.

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