Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Während einer Pandemie wird die Frage nach der Systemrelevanz bestimmter Bevölkerungsgruppen thematisiert. Dumme immer werden gebraucht.

Unterbezahlt relevant

Direkt vorweg, die Deutschen haben ein gespaltenes Verhältnis zum Begriff Systemrelevanz. Trotz der Bedeutung bestimmter Berufsgruppe für den Fortbestand unserer Gesellschaft ergibt sich daraus nicht automatisch die Höhe der Bezahlung. Andernfalls würden Krankenschwestern und Pfleger deutlich besser bezahlt werden als sagen wir mal Makler oder Versicherungsvertreter. Leistung und „sich lohnen“ ist nur ein pfiffiger Wahlkampfspruch, nichts, was als belastbarer Maßstab herangezogen werden kann.

Chancengleichheit ist auch lediglich ein sozialdemokratisches Märchen, keine belastbare Tatsache. Die Nivellierung von Starbedienungen steckt schon seit Langem irgendwo in den 1980er-Jahren fest. Das ist nicht gerecht. Aber das Dumme dran ist, dieser Zustand ist tatsächlich systemrelevant.

Der Reihe nach. In der Süddeutschen Zeitung von diesem Wochenende findet sich ein Artikel mit dem Thema „Ganz alte Schule“. Darin geht es, wer hätte es gedacht, um Schule und Bildung. Nichts, was mich noch schockieren könnte. Oder worüber ich mich noch aufregen würden. Dachte ich jedenfalls, denn eigentlich bin ich schon extrem desillusioniert.

Nun, was ich jedoch zum Beispiel nicht wusste: Die Bundesbildungsministerin qualifizierte sich für den Posten, weil sie gelernte Hotelfachangestellte ist. Vor allem, weil niemand im Kabinett den Posten übernehmen wollte.

Ländersache für Dumme

Bildung, vor allem Schulbildung, ist Ländersache. Als Bundesministerin in dem Bereich hat man nicht viel Einflussmöglichkeiten. Daher ist man dann froh, wenn sich irgendein Dummer für den Posten findet. Gut, das war jetzt hart und ungerecht. Abgesehen davon will ich mich nicht weiter über den Artikel aufregen. Oder ganz dumme Verwaltungsentscheidungen wie die, dass von Eltern gespendete Lüftungsgeräte in Schulen nicht eingesetzt werden dürfen, weil ja nicht klar ist, ob der Hausmeister die Anlage anschließen und warten darf.

Nein, eigentlich geht es mir beim Thema Bildung wirklich um Dumme. Um die ernüchternde Erkenntnis, warum sich die Schulpolitik nie ändern wird, solange sich nicht unsere Gesellschaft grundlegend ändert. Auf den Punkt gebracht brauchen wird nämlich einen gewissen Anteil dummer Menschen. Beziehungsweise wenig qualifizierter Menschen in Folge einer miserablen Bildungspolitik.

Anders gesagt, wenn alle Abitur machen würden, weil jeder individuell perfekt gefördert wird: Wer würde dann noch die unterbezahlte Arbeit machen wollen? Niemand. Dumme, Entschuldigung, wenig Qualifizierte, sind so gesehen systemrelevant. Wer die Schulpolitik ändern will, muss die Gesellschaft auf den Kopf stellen.

Gäbe es etwa ein bedingungsloses Grundeinkommen, dann wären Dumme überflüssig. Unter den Tisch fallen lassen wir an der Stelle Begabung, Veranlagung und so weiter. Es geht mir lediglich um die Zuspitzung. Je länger man nämlich darüber nachdenkt, desto plausibler klingt sie.

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