Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Über den Wert von Umfragen als Messlatte für politische Entscheidungen lässt sich nicht nur zwischen CDU und CSU trefflich streiten.

K-Frage der Union

Zwischen CDU und CSU wird nach auch zu Beginn der neuen Wochen weiterhin heftig gerungen. Keine Seite will so richtig nachgeben, weder Markus Söder noch Armin Laschet will freiwillig auf seine angestrebte Kanzlerkandidatur verzichten. Wie heißt es so schön „bis einer heult“. Söder setzt dabei darauf, in den Umfragen zu führen.

Ein nicht unerheblicher Teil der prominenten CDU-Politiker setzen weiterhin auf den Rückzug von Söder, den es aber vermutlich so nicht geben wird. Unterdessen sammeln sich seine Unterstützer und streben eine Abstimmung innerhalb der Bundestagsfraktion an.

Der Vorwurf, man solle den Kandidaten nicht im Hinterzimmer bestimmen, wurde bereits von der CSU erhoben. Das hinterlässt natürlich böses Blut, andererseits führt es zu einer parteiübergreifenden grundsätzlichen Frage.

Üblich ist es eigentlich, dass der Kanzlerkandidat im kleinen Kreis bestimmt und nicht von der Basis der Parteimitglieder gewählt wird. Es mag für diese Vorgehensweise Gründe geben, mir leuchtet das jedoch noch immer nicht ein (wir hatten die Diskussion schon mal im Zusammenhang mit einem SPD-Kanzlerkandidaten).

Für die „Dreckarbeit“ (Wahlkampfstände in Fußgängerzonen, Plakate kleben etc.) ist die Basis gut genug, nicht aber, um in ihrer Gesamtheit über den Kanzlerkandidaten abzustimmen. Insofern sollte man die Forderung von Söders Unterstützer aufgreifen und ausweiten.

Grüne schauen auf Umfragen

Wie dem auch sei, anderen Partei bekommen das Prozedere zur Bestimmung ihres Kanzlerkandidaten deutlich geräuschloser über die Bühne als die Union. Anders als bei der Union befinden sich die Grünen in einer deutlich komfortableren Lage. Es gibt keine Schwesterpartei, mit der man sich streiten muss. Beide infrage kommenden Personen befinden sich an der Spitze der Partei, das Duo Habeck und Baerbock teilt sich den Parteivorsitz.

Klar schaut man auch bei den Grünen auf Umfragen, wer von den beiden denn besser ankommen würde. Man wäscht seine Wäsche aber nicht in der Öffentlichkeit, sondern die beiden trafen die Entscheidung mit dem Bundesvorstand und präsentierten dann erst der Presse ihre Entscheidung. Mit Annalena Baerbock wurde in jedem Fall eine gute Wahl getroffen. Außen vor bleibt Habeck nicht, denn er wird für den Bundestagswahlkampf wichtig sein und seiner Kollegin den Rücken freihalten. Das signalisierte er heute schon dadurch, dass er für Baerbock warb und derjenige war, der ihre Kanzlerkandidatur bekannt gab. So was wäre zwischen Söder und Laschet schwer vorstellbar.

Am Ende nutzt Söder es nämlich nicht, ob er in Umfragen vorne liegt oder nicht. Wenn die CDU ihn nicht will, sitzt sie in jedem Fall am längeren Hebel. Ob nun Laschet oder Söder gegen Baerbock verliert, ist im Übrigen am Ende egal.

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