Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Im Alter von 99 Jahren verstarb gestern Philip Mountbatten. Besser bekannt war er unter der Anrede Prinz Philip und Duke of Edinburgh.

Stabilität im Wandel

Es klingt merkwürdig, wenn jemand wie ich etwas zum Tod eines Adeligen verfasst. Vielleicht wurde es bereits im Teaser deutlich, welche Haltung ich zu Titeln, Königswürden und solchem Gedöns halte. Adel ist meiner Meinung nach eine Fiktion. Ein Konstrukt zur Unterdrückung von Menschen, was mir Länder wie Frankreich sehr sympathisch macht. Wobei man die Abschaffung des Adels nicht mit der Guillotine durchsetzen muss. Es geht auch friedfertig, wenn auch nicht ohne Einschnitte.

Solch eine grundsätzlich gesellschaftspolitische Diskussion ist aber an dieser Stelle fehl am Platz, denn es geht um den verstorbenen Duke of Edinburgh. Und darum, warum ich einen Nachruf auf Prinz Philip schreibe.

Bequem ließe sich das alles auf die Netflixserie „The Crown“ schieben, bei der in den ersten beiden Staffeln Matt Smith Prinz Philip spielte. Den Schauspieler habe ich seit Doctor Who ins Herz geschlossen, den Verstorbene jedoch schon früher.

Was ich nicht mag, ist Menschen aufgrund bestimmter Kriterien in eine Schublade zu stecken. Adeliger, Mann der König von England gleichbedeutend mit schlecht. Man sollte sich immer die Mühe machen, sich die Biografie eines Menschen anzusehen und auch zu schauen, was die Person in ihrem Leben getan hat.

Eigenwilliger Prinz Philip

Geboren als Prinz Philip von Griechenland und Dänemark musste er in frühster Kindheit mit seinen Eltern aus Griechenland aufgrund eines Militärputsches ins Exil fliehen. Seiner Mutter bekam die Trennung von seinem Vater nicht, was zu einer Einweisung in eine psychiatrische Klinik führte. Sein Vater wollte ihn nicht an seiner Seite, so das der kleine Philip bei Verwandten lebte.

Weiter Sprung nach vorne. Durch die Hochzeit mit der späteren Königin Elisabeth nahm Prinz Philip nicht nur die britische Staatsangehörigkeit an, sondern verzichtet auch auf seine ausländischen Titel. Als seine Frau dann früher als erwartet durch den Tod von König George gekrönt wurde, endete die militärische Karriere von Philip. Fortan hatte er nur noch die Rolle als Prinzgemahl zu spielen, zwei Schritte hinter seiner Frau in der Öffentlichkeit.

SSeinen speziellen Humor hat er sich trotzdem bewahrt. Das alles sind Fakten, die man überall nachlesen kann. Sie erklären nicht, was mich an dem Verstorbenen besonders beeindruckt hat. Es sind vor allem zwei Dinge. Ich schätze Menschen, die ein Leben lang an der Seite eines anderen Menschen verbringen. Ganze 73 Jahre war Prinz Philip mit Queen Elisabeth verheiratet, die ihn als ihren Fels in der Brandung bezeichnete.

Das führt dann zu zweiten wichtigen Punkt, ganz egal ob man Royalist ist oder nicht. Stabilität in Zeiten des Wandels. Personen, die über Jahrzehnte einem Land ihren Stempel aufdrücken. Nicht als diktatorische Herrscher, sondern im besten Fall als Repräsentanten der Werte, die ihr Land ausmacht.

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