Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Der Genuss alkoholhaltiger Ostereier kann zu Spätfolgen führen. Fantastereien hinsichtlich des Brückenlockdown gehören dazu.

Über sieben Brücken …

Rock-Musiker Peter Maffay (unter anderem bekannt für das Lied „Über sieben Brücken muss du gehen“) hat in Bezug auf Corona-Leugner eine ziemlich klare Haltung. Seiner Meinung schaden sie der Gesellschaft. Anders als ein Teil seiner Berufskollegen hält sich Maffay von Verschwörungstheorien fern.

Menschen mit klarer Haltung sind eine bedrohte Spezies. In der NRW-Landesregierung sind von ihnen etwa keine zu finden. Ministerpräsident Armin Laschet ist sich ja nicht mal seiner Kanzlerkandidatur sicher, wie soll er denn da auch eine klare Haltung im Kampf gegen Corona vorweisen können.

Mit Ruhm hat sich die Landesregierung bisher nicht bekleckert, vermutlich aber mit Rum über Ostern.

Corona-Laschet fordert Brückenlockdown
Doppelpunkt durch Bindestrich ersetzen wirkt sinnvoller

Anders ist meiner Meinung nach die Idee eines sogenannten Brückenlockdowns kaum zu erklären. Der CDU-Chef will Deutschland für zwei bis drei Wochen (mindestens) in einen harten Lockdown schicken. Die Forderung nach einem harten Lockdown klingt aus seinem Munde befremdlich, war er es doch, auf den vor einem Jahr der Begriff „Öffnungsdiskussionsorgien“ der Bundeskanzlerin gemünzt war.

Der Mann, dem es bei der Öffnung noch vor wenigen Monaten nicht schnell genug gehen will, möchte jetzt mit harter Hand alles zusperren. Mit Sicherheit deshalb, weil er im Brückenlockdown eine Brücke zu seiner Kanzlerkandidatur sieht — im Wettstreit mit dem anderen potenziellen Anwärter Markus Söder (CSU).

Brückenlockdown

So was Einschneidendes wie ein Brückenlockdown wird nach Laschet-Art nicht vorher in Partei oder Gremien diskutiert, sondern im Morgenmagazin von ARD und ZDF erklärt. Steigen Fallzahlen scheinen ihn plötzlich weich beziehungsweise hart gemacht zu haben.

Schauen wir uns aber mal an, was denn bei so einem Brückenlockdown an Folterwerkzeugen hervorgeholt werden soll. Eine Verschärfung der Kontakbeschränkungen sind angemacht, genau so wie Ausgangsbeschränkungen. Keine Einschnitte solle es bei Kitas und Schulen geben, die sind ja bekanntlich Inseln der Seeligen, wo es bei zu irgendeiner Infektion gekommen ist.

Genau so gibt es keine Änderungen beim Thema Urlaub. Wem also die Verschärfung nicht passt, fliegt einfach ins Ausland und lässt es sich da am Strand im Sonnenschein gut gehen.

Und wie lang soll denn der Lockdown dann gehen? Laut Laschet so lange, bis viele Menschen geimpft worden sind. Ganz kleine Kinder zählen in der Form „eins, zwei, drei, viele“. Als Erwachsenen sollte man da schon etwas genau sein. Vor allem, wenn es um Einschränkungen geht, die offensichtlich zeitlich nicht klar umrissen werden können. Noch mal genau: Für eine Herdenimunität ist eine Impfquote von deutlich über 70 Prozent erforderlich. Wenn aktuell gerade einmal 5,5 Prozent der Deutschen vollständig geimpft wurden, werden die angeblichen zwei bis drei Wochen nicht ausreichen. Selbst dann nicht, wenn man es riskiert, die Zeit zwischen der ersten und zweiten Impfung zu strecken, um mehr Menschen die Erstimpfung zu verpassen.

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