Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Die Pandemie sorgt nicht nur für eine Einschränkung in der Freizeit. Sie führt auch zur Verkürzung der freien Zeit.

Kürzere Tage trotz Sommerzeit

Richtung Sommer, so heißt es jedenfalls, werden die Tage länger. Was natürlich Blödsinn ist, da ein Tag nach wie vor 24 Stunden hat. Gemeint ist, dass es länger abends hell ist. Durch die Umstellung der Uhren hin zur Sommerzeit gibt es sogar noch eine Stunde extra nach hinten raus. Gut, wir lassen das Thema Abschaffung der Zeitumstellung mal lieber an dieser Stelle unter den Tisch fallen, es hat auch mit der eigentlichen Thematik nichts zu tun.

Einen Tag vor meinem Osterurlaub habe ich nicht nur das Gefühl, komplett urlaubsreif zu sein. In den vergangenen Wochen wurden die Tage für mich immer kürzer. Seit Februar mache ich mir Notizen im Kalender, was ich alles gemacht habe am jeweiligen Tage. Einfach, um ein Gefühl für die Zeit zu bekommen und die Tage auch voneinander unterscheiden zu können.

Diese Vorgehensweise hat sich auf jeden Fall bewährt. Dennoch, die Freizeit scheint zu schrumpfen. Immer weniger von dem, was ich eigentlich machen möchte, bekomme ich auch tatsächlich umgesetzt. Einmal mit den Augen blinzeln, schon ist wieder ein Tag um. Die eigene Freizeit am Limit, obwohl ich nicht mehr arbeite als sonst. Es hat vermutlich andere Ursachen.

Verzettelt in der Freizeit

Für die Gestaltung der eigene Freizeit gibt es viele Möglichkeiten. Einige bevorzugen „chillen“ (oder, wie meine Generation es noch nennt, rumgammeln). Andere möchten ihre Freizeit intensiv mit Programm füllen, für das Gefühl, etwas gesehen, geschafft oder erreicht zu haben.

Insbesondere wir Deutsche wollen uns auch immer mit anderen vergleichen. Freizeit dient daher weniger der Erholung. Wer montags das ausgefüllteste Wochenende belegen kann, gilt zumindest für einen Moment als Held. Oder aber schon vorher, dank sozialer Netzwerke kann man alles sofort teilen. Was aber eben zu noch mehr Leistungsdruck in der Freizeit führt.

Wie dem auch sei, aus dieser Art Zirkus hab ich mich schon vor einiger Zeit verabschiedet. Mein aktuelles Problem ist die Fragmentierung meiner Freizeit. Ader anders gesagt, mich interessieren einfach zu viele verschiedene Dinge, so das einfach zu wenig hängen bleibt.

Mal ein paar Fotos entwickelt, Brettspiele gespielt, in einem Roman weitergelesen, Fahrrad gefahren, am Smarthome herumgebastelt — zack ist der Rest des Tages gefüllt, ohne das man in den einzelnen Bereich besonders weiter gekommen wäre.

Je weiter sich die eigenen Interessen verzweigen, desto stärker wird diese Gefühl, nicht voranzukommen. Ach ja, einen Vorteil gibt es noch: Langeweile ist in jedem Fall ein Fremdwort für mich.

2 Kommentare

  1. Ganz. Genau. Das.
    Und jetzt schmeiß mal noch viereinhalbjährige Zwillinge mit in die Gleichung.

    Ich erwische mich dabei, wie ich wehmütig an die Pendelei nach Essen zurückdenke, weil ich die Zeit in der Bahn ganz entspannt lesend, schreibend oder guckend nur für mich hatte.

    1. So gesehen fehlen mir die Bahnfahrten auch. Die besten waren die ohne Netz, da konnten man dann einfach nichts anderes als analoges lesen, aus dem Fenster schauen oder vor sich hin träumen.

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