Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Ein Marathon kann neben Erschöpfung auch zu neuen Einsichten führen. Bei Everdell führte intensives Spielen zu einer Neubewertung.

Qualität von Erweiterungen

Auch wenn wir uns ungern festlegen lasse, so ist die nachfolgende Aussage nicht verkehrt. Zu einem der Lieblingsspiele meiner Frau und mir gehört auf jeden Fall auch Everdell. Alle bisherigen Erweiterung (auf Englisch) haben wir in der Deluxe-Variante, zudem sind wir bei aktuell ausgelaufenen Kickstarter für die nächste Erweiterung sowie die Big Box voll eingestiegen. Leider fehlte da im Angebot eine Spielmatte, denn die Spielpläne der Erweiterungen sind etwas verzogen — typisches Problem, wenn man schlecht verarbeitete Pappe verwendet.

Wie dem auch sei, Everdell gefällt uns auch nach unzähligen Partien. Das liegt nicht nur an den fantastischen Illustrationen, sondern auch am Spielprinzip. Aufbauen, Ressourcen sammeln, optimieren und sich zusätzliche Quellen für Siegpunkte erschließen.

Durch die Menge der Karten im Basisspiel hat man eigentlich bereits genügend Variation im Spiel. Es gibt immer wieder unterschiedliche Kombinationen von Kreaturen und Konstruktionen zu entdecken. Manchmal braucht man wirklich lange, bis man die Tragweite einer Karte begreift. So stellte ich am Sonntag zum ersten Mal fest, dass im Evertree eine beliebige Kreatur kostenlos einziehen kann. Man lernt nie aus. Das gilt auch im Hinblick auf die Erweiterungen für ein Spiel.

Pearlbrook für Everdell

Unsere bisher insgesamt zehn Partien Everdell in zweieinhalb Tagen führten dazu, dass wir jede Erweiterung für sich dreimal spielten. Den Anfang machte Pearlbrook, immerhin bekommt man mit dieser Erweiterung einen Frosch-Botschafter, die neue Ressource Perlen und Wunder, die statt der Basis-Events gebaut werden können. So schön die Perlen auch sind, die Erweiterung gefällt uns nicht. Man kann sie spielen, aber die Wunder zu bauen ist verdammt teuer. Der Froschbotschafter führt zu Frust, wenn er in der ersten Jahreszeit ungenutzt herumsteht oder aber später zu einem verschenkten Zug führt, weil man die geforderten Rohstoffe nicht hat.

Die dritte Erweiterung, Spirecrest, beeindruckt durch riesige Reittiere, welche man im Austausch führ einen Arbeiter bekommen kann. Wenn man Glück hat. Der Spielplanergänzung rund um das Thema Reisen hat es nämlich in sich. Bedingt durch Wetterereignisse wird das Einsammeln von Ressourcen oder Bauen von Gebäuden erschwert. Über drei Jahreszeiten erwirbt man drei Sonderkarten, die mal Punkte bringen, das erwähnte Reittier, einen Einmalnutzen oder eine neue Option, Arbeiter zu platzieren. Nicht nur, dass die Karten schlecht ausbalanciert sind. Man zieht drei davon verdeckt und kann sich dann eine aussuchen. Dabei ist die erste gezogene Karte kostenlos, die zweite kostet einen Rohstoff oder eine Handkarte, die dritte dann zwei Handkarten oder zwei Rohstoffe. Sehr willkürlich.

Modular macht mehr Spaß

Auch wenn uns Spirecrest besser gefällt als Pearlbrook, bleibt die Lieblingserweiterung Bellfaire. Sie erweitert das Grundspiel von Everdell durch mehre Module, die man alle oder einzeln dazu nehmen kann. Einfachere Events, Sonderfähigkeiten für die Spieler, einen Markt zum tauschen von Rohstoffen — Bellfaire schafft Möglichkeiten, statt sie einzuschränken und ohne das Grundspiel auf den Kopf zu stellen.

Ich denke, für viel andere Brettspiel ist das in Bezug auf Erweiterungen auch der bessere Weg. Module, die das Grundspiel ergänzen, statt zu stark zu verändern.

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