Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Mit Schuld geht jeder von uns anders um. Besonders mit dem eigenen Eingeständnis eines möglichen Versagens.

Ostern im Trend

Persönlich fühlte ich mich gestern wahnsinnig erleichtert, als ich von der Streichung des Oster-Lockdowns erfuhr. Meiner Meinung nach ließ sich absehen, welche negativen Folgen geschlossen Supermärkte am Gründonnerstag haben würden. Gerade hier in Ostfriesland sind die Niederlande wirklich nur einen Steinwurf entfernt — keine Ahnung, was passiert wäre.

Ein ziemlich großer Aufhänger in der Süddeutschen Zeitung von heute ist das gestrige Auftreten von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie hat nicht nur den Oster-Lockdown zurückgenommen, sondern entschuldigt sich für das entsenden Chaos. Wörtlich sagte sie „Dieser Fehler ist einzig und allein mein Fehler, denn am Ende trage ich für alles die letzte Verantwortung.„

Diese Tage sollten wir uns alle im Kalender markieren. Das Eingeständnis von Schuld einer amtierenden Bundeskanzlerin. Es kommt selten vor, dass Politiker in Amt und Würde in solch öffentlicher Form ihre Schuld eingestehen. Die Regel ist eher, Versagen bei anderen zu verrotten und selber trotz eines riesigen Schlamassels einen auf Andreas Scheuer zu machen.

Größe durch Schwäche zeigen ist eine seltene Gabe. Noch seltener ist nur noch, die Schuld anderer auf sich zu nehmen — eine Thema, was uns aktuelle auf die Bedeutung des Osterfestes führt.

Keine Sühne trotz Schuld

Auch wenn Angela Merkel jetzt die Schuld auf sich genommen hat, stellt sich die Frage, inwieweit sie das Desaster alleine zu verantworten hat. Soweit es bisher bekannt ist, sprang niemand der anderen am Entschluss beteiligten entsetzt auf und wehrte sich mit Händen und Füßen gegen den Oster-Lockdown. Zu Recht wird derzeit auch die Frage aufgeworfen, ob ein Sitzungsmarathon von elf Stunden bis drei in die Nacht hinein zielführend für gute Entscheidung ist. Irgendwann würde vermutlich jeder Teilnehmer alles unterschreiben, nur um endlich ins Bett zu kommen. Wir kennen das Prinzip ja in ähnlicher Weise im bei der katholischen Kirche als Konklave.

Noch mal zum Mitschreiben. Nicht Merkel allein, sondern alle Beteiligten müssen sich den Schuh anziehen. Daher passt auch „Wer da ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein“ ganz gut. Insbesondere im Hinblick auf Rücktrittsforderungen.

Gerade auch in den Reihen der SPD sollte man diesbezüglich sehr vorsichtig sein. Gerüchten zu Folge saßen auch SPD-Ministerpräsidenten in der Video-Schalte. Die Partei ist zudem in der Regierungsverantwortung. Abgesehen davon wäre ein Rücktritt zum jetzigen Zeitpunkt verheerend. Noch mehr Chaos in der Pandemie brauchen wir nämlich nicht. Im Übrigen glaube ich auch nicht, dass die SPD profitieren würde.

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