Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Anderswo wird Urlaub gemacht. Eine aktuell bittere Erfahrung der Touristikbranche nichtnur in Ostfriesland.

Ostern ohne Urlaub

Für meine Frau und ich ist es das zweite Ostern in Folge ohne Urlaub. Klar gab es Jahre, da haben wir aus einer ganzen Reihe von Gründen auf Urlaub verzichtet. Wenn man aber ein festes Urlaubsziel vor Augen hat und nicht dahin darf, ist das eine andere Sache. Wir wären gerne auf unserer Lieblingsinsel Borkum. Die ist seit unserem Umzug nach Ostfriesland sehr viel näher gerückt, aber aktuell aufgrund der Pandemie ferner denn je.

Damit sitzen wir mit allen anderen Reisewilligen im gleichen Boot. Nein, genau das nämlich nicht. Während wir zu Hause schmachten müssen, vergnügen sich andere deutsche Urlaub am Strand in der Sonne — ganz legal. Seit dem vergangenen Wochenende sind ausgebuchte Flieger unterwegs nach Mallorca. Für die Insel wurde die Reisewarnung aufgehoben. Aufgrund des massiven Ansturms hat der Reisekonzern TUI beschlossen, seine Flüge zu verdoppeln. Der Ruf nach Vernunft verhallt ungehört — was leider zu erwarten war.

Hier in Ostfriesland bricht die Touristikbranche im Strahl, um es mal salopp zu formulieren. Was meine Frau und mich nur der Verzicht auf ein paar schöne Tage au Borkum ist, stellt für die heimische Touristikbranche ein existenzbedrohliches Ärgernis da.

Tod der Touristikbranche

Natürlich sollte man die Touristikbranche nicht über einen Kam scheren. Die mit den Mallorca-Flügen lachen sich gerade ins Fäustchen. Immerhin vermutlich nur so lange, bis ihnen das alles um die Ohren fliegt und es zu Reiheninfektionen im Flugzeug kommt.

Was jedoch die komplette heimische Touristikbranche, deren Spezialität Urlaub in Deutschland ist, angeht, sieht es ziemlich düster aus. Nicht nur Hotelbetreiber und Restaurantbesitzer sind fassungslos, sondern auch die zahlreichen Vermieter von Ferienwohnungen und Ferienhäusern.

Machen wir das mal etwas anschaulicher. Meine Frau und ich haben uns auch mit dem Thema eigene Ferienwohnung befasst (es aber wieder verworfen). Neben einer Portion Eigenkapital gibt es auch eine übliche Säule der Finanzierung. Da man selber die Ferienwohnung nicht dauerhaft nutzt, wird sie an andere Urlauber vermietet. Bricht diese Säule aufgrund der Einschränkungen weg, steht dadurch möglicherweise die gesamte Ferienwohnung auf dem Spiel. Im schlimmsten Fall auch noch ein Baustein für die Altersversorgung.

Der Begriff Touristikbranche hört sich abstrakt an, mit dem Beispiel der Ferienwohnung sollte es greifbarer werden. Für die Betreiber von Hotels auf den Ostfriesischen Inseln gibt es derzeit keine Perspektive. Niemand wird ihnen garantieren, dass im Sommer wieder Urlaub wie früher stattfinden kann. Das wird nicht nur Arbeitsplätze vernichten, sondern die Insel um Jahre zurückwerfen.

Wenn es denn mal zur Öffnung und Aufhebung des Beherbergungsverbots kommen wird, wird das Personal fehlen. Zudem werden viele Angebote dauerhaft geschlossen bleiben. Da gerade auf den Ostfriesischen Inseln der Tourismus die wichtigste Einnahmequelle ist, wird das insgesamt auch Spuren hinterlassen.

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