Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Eine Pandemie kann sich möglicherweise auch auf Wahlen auswirken. Aktuelle Ergebnisse lassen unterschiedliche interpretieren.

Wahljahr 2021

Dies Jahr wird in Deutschland fleißig gewählt, der Höhepunkt der Saison ist dabei nicht der 11. 11., sondern der 26. September — Bundestagswahl. Am vergangenen Sonntag wurden in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz die Wählerinnen und Wähler zu den Urnen aufgerufen. Vielerorts machten die Stimmberechtigten von der Briefwahl gebrauch, was in Zeiten der Pandemie sicher keine schlechte Entscheidung ist. Als langjähriger Wahlhelfer fände ich das Thema Transparenz interessant, denn unter den aktuellen Bedingungen hat sich sicher das eine oder andere getan. Das aber soll hier nicht Thema sein. Dafür müsste ich mich ziemlich intensiv mit dem Ablauf der beiden Wahlen auseinandersetzen.

Deutlich einfacher bei den beiden Wahlen ist dagegen das Wahlergebnis. Wobei, einfach ist Interpretationssache. Zwar sind die Ergebnisse eindeutig, die Sichtweisen darauf gehen jedoch weit auseinander. Kommen wir aber erst mal zu den nackten Zahlen. In Baden-Württemberg konnte sich der Amtsinhaber Winfried Kretschmann (Grüne) behaupten:

  • Grüne 32,6 % (+2,3)
  • CDU 25,1 % (-2,9)
  • SPD 11,0 % (-1,7)
  • FDP 10,5 % (+2,2)
  • Linke 3,6 % (+0,7)
  • AfD 9,7 % (-5,9)

Ob hier die Maskenaffäre und die Performance der Bundesregierung der CDU die Petersilie verhagelt haben, lässt sich schwer ermitteln. Fest steht das Vertrauen der Mehrheit in Baden-Württemberg in ihren Ministerpräsidenten. Und zwar genau in ihn. Eine Auswirkung auf die Grünen auf Bundesebene wird es nicht geben. Positiv kann man den Stimmenverlust der AfD sehen, die trotz ihres großen Herzens für Corona-Leugner abgestraft wurden.

Bei der SPD kann man mittlerweile in Baden-Württemberg von einer Randgruppenpartei sprechen.

Stimmungsbarometer Wahlen

In Rheinland-Pfalz ging die Amtsinhaberin Malu Dreier (SPD) als Siegerin hervor. Allerdings gab es für ihre Partei keinen Stimmenzuwachs. Eher konnte Maul Dreier ein zu starkes Abrutschen verhindern. Gewählt wurde die Person, nicht die Partei — eine nicht unwichtige Feststellung. In Zahlen sieht das Ergebnis aus Rheinland-Pfalz so aus:

  • SPD 35,7 % (-0,5)
  • CDU 27,7 % (-4,1)
  • Grüne 9,3 %(+4,0)
  • FDP 5,5 % (-0,7)
  • Linke 2,5 % (-0,3)
  • AfD 8,3 % (-4,3)

Auch hier traf es die AfD ordentlich. Gewonnen haben die Grünen, richtig verloren die CDU. Bei der SPD ist es nicht mal ein Prozent Verlust — was aber, wie erwähnt an der Person Malu Dreier und nicht an dem übertragenen Auftreten der SPD liegt.

Leider sieht das der Kanzlerkandidat der SPD, Olaf Scholz, anders. Seiner Meinung nach verleiht das Ergebnis der SPD Flügel. Er fühlt sich gestärkt.

Placeboeffekt von Wahlergebnissen

Ob man im Falle von Scholz von einem Placeboeffekt oder Realitätsferne sprechen müsste — schwer entscheiden. Meiner Meinung nach lässt sich aus den beiden Wahlen nicht ablesen, dass es eine Mehrheit jenseits der Union von CDU und CSU gibt.

Die Ergebnisse sind allerdings auf ihre Art ein Hoffnungsschimmer. Trotz über 360 Tage im Klammergriff von Covid-19 sind die Menschen in Deutschland noch nicht völlig bekloppt geworden.

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